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Grimm, H.:

Blog: Bushcraft, Outdoor und Survival

http://www.wissenschaft-technik-ethik.de/blog_bushcraft-outdoor-survival.shtml
zuletzt aktualisiert am 28.01.2024

Auf dieser Seite werden Kurzbeiträge zum o.g. Thema in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht. Blogs zu weiteren Themen sind auf der Sitemap verlinkt: Sitemap/Blogs



Inhalt:
28.01.2024: 7 vs Wild Staffel 3: Wie passt ein Kochtopf in die Flasche? Ein neu entwickelter Tütentopf aus Alufolie mit mehr als 1,5 L Inhalt hätte allen Teilnehmern viel Mühe beim Kochen ersparen können.
23.12.2023: 7 vs Wild Teams Folge 6: War der Abbruch durch Fritz und Mattin unvermeidbar?
12.12.2023: Survival-Squad: War der Abbruch der beliebten Challenge unvermeidbar?
05.12.2023: Wie stark muss Seewasser verdünnt werden, damit es trinkbar wird?
06.11.2023: Heute gebastelt: ...
01.11.2023: Allwetter-Expeditionsschuhe - strapazierfähig und nassfest (Update 12.12.2023)
30.10.2023: 7 vs Wild Staffel 3: Wie passt ein Kochtopf in die Flasche? (Update 01.11.2023) (Update 12.12.2023)
15.10.2023: Kein brauchbarer Zunder weit und breit: Sind die eigenen Haare die Rettung?
15.10.2023: 7 vs Wild: Wird Dein Floß Dich tragen?
11.10.2023: Einweg-Feuerzeuge: Wie oft kann man damit Feuer machen?
03.10.2023: Selbst zusammengewürfelter Werkzeugsatz oder (teures) Multitool?
01.10.2023: Test: 5 Bushcraft-Sägen (klappbar oder einschiebbar)
05.02.2023: Mit dem Fahrrad durch Island
18.11.2022: Wie viele (unterschiedliche) Knoten braucht man für ein Tarp?
07.08.2022: Naked Survival (TV-Sender DMAX): Was kann man daraus lernen?
30.07.2022: Wieviel Marschverpflegung brauchst du?
08.06.2022: Zuverlässige Bushcraft-Taschenlampe
05.06.2022: Anmerkungen zum "Fluchtrucksack"
25.05.2022: Wie realistisch sind aktuelle Survival-Challenges?
25.05.2022: Was habe ich eigentlich mit Bushcraft zu tun?



7 vs Wild Staffel 3: Wie passt ein Kochtopf in die Flasche? Ein neu entwickelter Tütentopf aus Alufolie mit mehr als 1,5 L Inhalt hätte allen Teilnehmern viel Mühe beim Kochen ersparen können.
28.01.2024

Der im Beitrag vom 30.10.2023 beschriebene quaderförmige Falttopf, der grundsätzlich tadellos funktioniert hat, hat sich für die Mitnahme in der 1-L-Nalgene-Flasche letztendlich als ungeeignet erwiesen. Grund dafür war, dass die Folie für einen solchen Topf zunächst mindestens einmal umgefaltet und dann senkrecht zur Faltung zusammengerollt werden muss. Dabei bilden sich entlang der Faltlinie kleine Kniffe, an denen z.T. kleine Löcher entstehen. Somit kann das Topfmaterial maximal ca. 20 cm breit sein, wenn es eng aufgerollt (z.B. um einen Feuerstahl-Stab) in Flaschenmitte transportiert wird. Ein entsprechender Streifen Kupferfolie wurde offenbar von Papaplatte und Reeze mitgeführt und daraus tatsächlich ein funktionierender langer, flacher und kompliziert zu handhabender Falttopf mit nicht gerade berauschendem Volumen hergestellt. Vermutlich hätten sie besser den Folienstreifen geteilt und 2 einfacher handhabbare Töpfe gebastelt. Doch immerhin: Sie waren mit ihrem "Langtopf" in der Lage, Wasser abzukochen.

Um mit vertretbarem Aufwand täglich größere Wassermengen abzukochen, wird ein Topf mit möglichst großem Volumen (1 L oder mehr) benötigt, der auf die Bushbox gestellt, oder noch besser an einem Dreibein übers Feuer gehängt werden kann. Dies ist mit der bisher beschriebenen und praktizierten Methode nicht zu schaffen. Ein solcher Topf mit 1 L Inhalt (bis 1 cm unterm Rand gefüllt) wäre 6 cm breit, 6 cm hoch und mit 33 cm viel zu lang, um ihn ohne ausgeklügelte Aufhängevorrichtung stabil übers Feuer hängen zu können.

Somit musste ein vollkommen anderes Konstruktionsprinzip gefunden werden, um aus einem im Prinzip beliebig langen, aber höchstens 20 cm breiten Streifen einer geeigneten Metallfolie einen brauchbaren Topf herzustellen. Während sowohl Papaplatte und Reeze alsauch Trymacs und Rumathra auf Kupferfolie gesetzt haben (warum auch immer), verwende ich ausschließlich Alufolie, ganz einfach, weil ich genügend davon herumstehen habe (in den Stärken 50 ym und 100 ym). Aus Stabilitätsgründen habe ich bereits für den quaderförmigen Falttopf praktisch nur die 100-ym-Version verwendet.

Faltet man einen Alufolie-Streifen einmal mittig quer zur Längsrichtung, und falzt man die Seitenkanten mehrfach um, entsteht eine Tüte, die grundsätzlich als Topf verwendbar ist (s. Fotos unten). Allerdings sind die Falze nicht ohne Weiteres ganz Wasserdicht. Daher wurde bei allen versuchsweise gefertigten "Tütentöpfen" vor dem Falzen ein Streifen Teflon-Dichtband zwischen die Folienkanten gelegt (was eine ziemliche Fummelei ist, insbesondere, da das Teflonband bis ganz in die Faltung reichen muss. Die nachfolgenden Fotos veranschaulichen den Fertigungsvorgang, bei dem ein guter Windschutz absolut notwendig ist.


Bild 1: 2 Folienstücke mit je 20 cm x 50 cm x 100 ym um einen dünnen Holzstab gewickelt. Aus einer der Folien wurde bereits ein Versuchstopf angefertigt. Als Stab zum Drumherumrollen könnte in einem Survivalpack z.B. ein langer Feuerstahl-Stab sinnvoll verwendet werden. Das Rollen und Entrollen schadet der Folie normalerweise nicht, es empfiehlt sich aber, vor dem Einpacken in die Flasche etwas Geeignetes zum Schutz vor Beschädigung (kann ein Stück dünne Pappe sein, evtl. mit Wachs getränkt als Zunder) um die Rolle herumzuwickeln.


Bild 2: Tütenrand vor dem Falzen; das Teflonband ist eingelegt (faltungsseitig gedoppelt und sorgfältig bis ganz in die Falte hineingeschoben).


Bild 3: Der Tütenrand wird Stück für Stück das erste Mal umgefalzt (ohne das Teflonband zu verschieben!!!). Danach wird noch mindestens ein zweites, besser auch noch ein drittes Mal umgefalzt.


Bild 4: Mit dem Daumennagel oder einem geeigneten Gegenstand wird der mehrfache Falz glattgestrichen und dabei weiter zusammengedrückt.


Bild 5: Der Topf wird aufgebogen (am unteren Ende nicht unnötig herumbiegen oder -knicken!) und am oberen Rand ca. 1 cm umgebördelt (erhöht sehr die Stabilität). Oben durch die Falze (kann dort nicht so leicht ausreißen) werden 2 Löcher gebohrt für einen Drahthenkel. Bei einem Topf dieser Größe (Inhalt mehr als 1,5 L) sollte der Henkel nötigenfalls mit einem Stöckchen gespreizt gehalten werden.

Da der Tütentopf nicht stehen kann, muss er zum Kochen über das Feuer (z.B. an ein Dreibein) gehängt werden. Die für einen Tütentopf der beschriebenen Größe benötigte 100-ym-Alufolie nimmt aufgerollt nur wenig Platz ein (theoretisch ein Volumen von gerade mal 10 mL bei einem Gewicht von 27 g), so dass ohne Weiteres mehrere solche Bleche übereinander auf den Stab gerollt werden können. Dann ist im Ernstfall bei einer eventuellen Beschädigung des Topfes für Ersatz gesorgt, oder man kann in mehreren Töpfen gleichzeitig kochen.

Sollte ein Topf nicht ganz dicht sein, ist das in der Regel nicht schlimm: Selbst wenn pro Sekunde ein Tropfen austräte, würden während eines 20-minütigen Kochvorgangs nur ca. 60 mL Wasser verlorengehen.

Bisherige praktische Erfahrungen: Es wurden mehrere Tütentöpfe angefertigt (Maße in cm, auf das zugeschnittene Folienstück bezogen, Inhalt bei Füllung bis ca. 1 cm unter Rand):
  • aus Folie 15 x 28: Prototyp, 350 mL, 2 Kochversuche: bisher keine Undichtigkeit
  • aus Folie 18 x 55: 1320 mL, mehrere Kochversuche, 2 Wochen draußen am Dreibein gehangen, mehrmals samt Dreibein vom Sturm umgerissen und 50 cm tief gefallen, danach erneut Kochversuch: keine Undichtigkeit
  • aus Folie 13 x 55: 520 mL, noch kein Kochversuch: keine Undichtigkeit
  • aus Folie 20 x 50: 1570 mL, bisher 1 Kochversuch: nach Versuch unbedeutende Undichtigkeit (ca. 1...2 Tropfen/Minute)
Das Wasserkochen mit dem Tütentopf geht einfach und schnell, ähnlich wie mit einem normalen Henkeltopf. Solange der Tütentopf nicht unnötigerweise größeren Belastungen ausgesetzt wird, müsste er eine größere Anzahl Kochvorgänge ohne erhebliche Schäden überstehen. Dabei ist es ohne Weiteres möglich, zur Risikominimierung mehrere Topf-Folien mitzunehmen. Zudem besteht bei einer Beschädigung in Falznähe immer die Möglichkeit, den Falz abzuschneiden und einen neuen Falz zu bilden, wobei der Topfinhalt anschließend geringer ist.

Ich gehe davon aus, dass zuvor ein Tütentopf dieser Bauart noch nicht als solcher erbaut und erprobt worden ist, da eine Recherche im Internet bislang keinerlei Hinweise auf entsprechende Entwicklungen Anderer erbracht hat. Es ist aber so gut wie sicher, dass gefalzte Tüten aus Metallfolie gelegentlich zu diversen anderen Zwecken hergestellt wurden und werden.

Zur praktischen Bedeutung: Falls (falls!) es weitere Challenges nach 7-vs-Wild-Vorbild geben sollte, könnten die betreffenden Teilnehmer (falls sie denn meinen Blog gelesen haben sollten) nun endlich einen Topf nennenswerter Größe mitnehmen, der auch funktioniert. Zudem kann ein solcher Topf (oder gleich mehrere) in kleine, leichte Survival-Packs mit aufgenommen werden, um den Funktionsumfang um ein wichtiges Element zu erweitern. Wer mehr Platz hat, dem empfehle ich die Mitnahme einer Konservendose als Topf.



7 vs Wild Teams Folge 6: War der Abbruch durch Fritz und Mattin unvermeidbar?
23.12.2023

Wie bereits im Beitrag vom 5.12. beschrieben, haben Fritz und Mattin bereits nach wenigen Tagen aufgegeben (s. Folge 6). Einige Kommentatoren äußerten die Vermutung, der wahre Grund dafür seien Mattins Rückenprobleme gewesen. Mattin wiederum bestreitet das in einem Youtube-Beitrag mit sehr plausiblen Argumenten.

Inzwischen habe ich selbst die Folge 6 gesehen. Es wird darin sehr deutlich, dass Mattin eine maßlos übertriebene Angst vor Salz hat (die man beim unreflektierten Konsumieren gewisser Webinhalte durchaus entwickeln kann). Von drohenden Nierenschäden, gar Nierenversagen, innerhalb weniger Tage, ist die Rede. Hierzu ist Folgendes zu sagen: Nach Stand der Wissenschaft kann ein hoher Salzkonsum langfristig(!) zu einem erhöhten Blutdruck führen, der wiederum im Verlauf von Jahren oder Jahrzehnten die Nieren (und andere Organe) schädigen kann. Bei einer 14-tägigen Challenge muss man sich um solche Langzeit-Risiken nicht kümmern. Noch einmal zur Klarstellung: Es geht hier nicht um das Trinken von reinem Seewasser! Es geht um das Trinken von Wasser mit Salzgehalten bis etwa 10 g/Liter.

Ein kürzlich von mir durchgeführter Geschmackstest hat Folgendes ergeben:
Salzgehalt    Geschmacks-
in g/Liter    wahrnehmung
===============================
30            Brechreiz
15            widerlich salzig
 7,5          unangenehm salzig
 3,8          deutlich salzig
 1,9          schwach salzig
 1            uneindeutig
Zur Erinnerung: Bis mindestens 10 g/Liter Salzgehalt, also geschmacklich zwischen unangenehm und widerlich, ist Wasser trinkbar.

Wenn also an der Flussmündung das Wasser nach Salz geschmeckt hat (aber wohl eher moderat, Mattin schluckt seine Geschmacksprobe sogar herunter!), und weiter flussaufwärts bereits deutlich schwächer, wie Mattin feststellt (aber "immer noch salzig"!), dann hätten sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dieses Wasser bereits trinken können, zumal im Laufe der folgenden Tage dessen Salzgehalt stetig weiter gesunken wäre. Ich bin ziemlich sicher: Dieses Wasser hätten sie zum Trinken verwenden können. Und wenn Fritz behauptet, es sei "komplett unrealistisch", dass sich an ihrem Flüsschen bis zum folgenden Tag etwas ändern würde, da nach seinem Dafürhalten "einfach nichts durchspült", könnte das durchaus eine kolossale Fehleinschätzung sein. Ich habe das Flüsschen und seine Tiefe(n), sowie den Wasserdurchsatz (an der Flachstelle) in Folge 6 in Augenschein nehmen können. Und dieser Wasserdurchsatz ist keineswegs unbeträchtlich! Zwar reicht er sicherlich nicht, um innerhalb weniger Stunden das enthaltene Seewasser vollständig "wegzuspülen", aber an einem halben Tag kann durchaus eine deutliche Verbesserung eintreten, was auf jeden Fall gereicht haben dürfte, vor Allem, wenn sie wieder ein Stück Flussaufwärts gewandert wären. Das Hauptproblem dabei sehe ich aber darin, Mattin seine übertriebene Angst vor dem Salzgenuss zu nehmen.

Bei einem Gang ins Landesinnere stießen dann Beide auf einen flachen Moortümpel, mit klarem, nur schwach gefärbtem Wasser, das anscheinend auch keinen sehr unangenehmen Geruch aufwies. Doch leider schmeckte es sauer, was bei Moorwasser nicht weiter verwundert. Beide tranken einen Probeschluck (Fritz sogar ca. 150 mL hinterher), nahmen aber unverständlicherweise nichts von dem Wasser mit zurück zum Lager. Sie hätten es dort im Zweifelsfall ja immer noch wegschütten können. Anlässlich eines Magengrummelns und einiger Rülpser kam dann Fritz zu dem Schluss, dass das Moorwasser nicht trinkbar sei. Im weiteren Verlauf war dann allerdings keinerlei Rede mehr von unerwünschten Nebenwirkungen, war also wohl nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Und überhaupt: Warum eigentlich kamen sie nicht auf die Idee, das Moorwasser einfach abzukochen??? Feuer, Steine, Plastikplane: hätten sie ja alles gehabt. Da offenbar auch das Sonnenlicht einigermaßen zum Boden durchkam, wäre auch eine (unvollständige, weil nicht mehr genügend Zeit) Moorwasserdesinfektion mit (Sonnen-)UV-Licht in den reichlich vorhandenen Plastikflaschen in Betracht gekommen.

(Zum Thema UV-Desinfektion hatte übrigens auch Hannah Einiges mitzuteilen [Youtube-Video, weiß leider nicht mehr, welches, entweder in einer der Folgen oder einer ihrer Reaktionen]. Demzufolge würden sich bei dem Verfahren anfangs die Keime exponentiell vermehren, so dass erst einmal die Belastung viel schlimmer würde, und man müsse ein bestimmtes "Zeitfenster" einhalten, in dem das Wasser trinkbar sei. Wer auch immer ihr das erzählt haben mag, es ist offenbar Unfug. Tatsächlich haben Untersuchungen zur Keimzahl in Abhängigkeit von der Sonnenlicht-Einwirkungszeit [siehe https://www.sodis.ch] keinerlei anfängliche Zunahme gezeigt, sondern eine anfangs langsamere (das Sonnenlicht bringt die Keime nicht sofort um), dann rasch fortschreitende Abnahme um ca. 99,9 % innerhalb von 6 Stunden. Nachts bleibt die Keimzahl konstant und nimmt am Folgetag wieder um mehrere Größenordnungen ab. Das Fazit: je länger der Vorgang (und je weniger Wolken), umso besser ist die Entkeimung. Achtung: Bei dichter Bewölkung funktioniert das Verfahren nur sehr unzureichend. Schwebstoffe müssen auf jeden Fall vorher herausgefiltert werden. Und wegen der UV-Absorption durch das Wasser sollte die Flasche max. etwa 10 cm Durchmesser haben, damit auch im unteren Teil genug Strahlung übrig ist. Das Verfahren funktioniert aber auch mit Plastiktüten.)

Zwischenzeitlich hatten Fritz und Mattin am Lager eine Art Regenauffangbecken aus ihrer Dachplane gebaut und etwa einen halben Liter Wasser aufgefangen. Bei dem nur unmittelbar an der Küste herrschenden "Regen" handelte es sich aber offenbar nur um herüber gewehte Gischt, also um reines Seewasser. Diesbezüglich war also tatsächlich nichts zu gewinnen.

Welche Möglichkeiten hätten sie sonst noch gehabt, um ihren Wasserbedarf zu decken?

Merkwürdigerweise stand überhaupt nicht zur Diskussion, zumindest für eine Übergangszeit größere Mengen Beeren zu sammeln und zu verzehren. Hier im Harz z.B. kann man innerhalb weniger Stunden ein paar Kilo Blaubeeren sammeln, was locker den Flüssigkeitsbedarf, und wenigstens zum Teil auch noch den Kalorienbedarf decken kann. Gab es am Standort dafür nicht genügend essbare Beeren? In einer früheren Folge wurden von Fritz und Mattin jedenfalls nicht unerhebliche Beerenvorkommen aufgezeigt.

Eine von Fritz erwähnte, aber mangels geeigneter Gerätschaften in diesem Fall ohnehin nur theoretische Möglichkeit, das Destillieren von See- oder Schmutzwasser, wurde von Fritz erstaunlicherweise auch aus anderen Beweggründen verworfen: Er hatte offenbar tatsächlich den alten Irrglauben verinnerlicht, dass destilliertes Wasser, da es keine Mineralstoffe enthält, zum Trinken ungeeignet sei ("für den Organismus total beschissen", ... "kontraproduktiv"). Tatsächlich kann man destilliertes Wasser unbedenklich auch über lange Zeiträume trinken, solange auch Nahrung aufgenommen wird. Diese ist normalerweise der absolute Hauptlieferant für Mineralstoffe. Doch auch wenn Nahrung fehlt, müssen erst etliche Liter destilliertes Wasser getrunken (und entsprechend Urin ausgeschieden) werden, bevor die Mineralstoffkonzentrationen im Körper auf kritische Werte sinken. In solchen Situationen trinkt man am besten nicht mehr als unbedingt notwendig. Leitungs-, Mineral- und Flusswässer sind meistens kaum besser, da die meisten von ihnen für die Ernährung völlig unzureichende Mineralstoffkonzentrationen enthalten. Fritz und Mattin müsste das aber gar nicht bekümmern, da sie ja direkt an einer schier unerschöpflichen Mineralstoffquelle sitzen. Ein Fünftel bis Zehntel Seewasser beigemengt, schon ist das Problem Mineralstoffmangel weitgehend entschärft. (Aus dem Wasser mit essbaren Blättern Tee zu kochen, oder zusätzlich Beeren zu essen, wirkt auch einem Kaliummangel entgegen.) Das größte Problem bei Alledem wäre wohl, Mattin davon zu überzeugen, dass Salz nicht böse, sondern lebensnotwendig ist.

Letztendlich kann man wohl sagen, dass nicht ein tatsächliches, sondern eher ein aufgrund falscher Informationen gefühltes Wasserproblem zum Abbruch geführt hat.



Survival-Squad: War der Abbruch der beliebten Challenge unvermeidbar?
12.12.2023

Kurz für Nichteingeweihte: "Survival-Squad" ist eine von den Youtubern Otto Bulletproof und Fabio Schäfer initiierte Challenge, bei der die Initiatoren als Zweierteam innerhalb von 30 Tagen eine Strecke von 300 km zu Fuß durch die kanadische Wildnis zurücklegen wollten. Am 13. Tag gab das Team auf, da ein Teammitglied aufgrund völlig unzureichender Nahrungszufuhr körperlich zum Weitermachen nicht mehr in der Lage war.

Beide Teilnehmer hatten bis dahin je 11 kg an Gewicht verloren. (Zum Vergleich: Bei der Challenge "Naked Survival" verlieren deren Teilnehmer, die allesamt nicht täglich mit schwerem Gepäck marschieren, im Mittel etwas weniger Gewicht in etwas weniger als der doppelten Zeit.)

Im Vorfeld hätte sich der Abbruch vermutlich vermeiden oder hinausschieben können, wenn von Anfang an konsequent versucht worden wäre, potenzielle Nahrungsquellen (gleich an Tag 1 ein Karibu, in nur 80 m Entfernung und somit nicht zu verfehlen) zu nutzen. Statt dessen wollten die Teilnehmer nicht gleich am Anfang schon ein ganzes Karibu schießen, und auch an Tag 2 wurde ein weiteres Karibu einfach ziehen gelassen, obwohl sie keinerlei Proviant mitführten. Und auch die Möglichkeit, sich näher mit dem offenbar ortsansässigen Birkwild zu befassen, wurde nicht wahrgenommen. Otto und Fabio nahmen wohl als gesichert an, dass sich auch in den kommenden Tagen genügend Jagd- oder Angelgelegenheiten bieten würden, was sich aber letztendlich als folgenschwerer Irrtum herausstellte. (Zumindest für die Challenge; in einer echten Survivalsituation hätten die Zwei (falls dabei ebenfalls bewaffnet) noch den neugierigen Grizzly schießen können, anstatt ihn nur zu vertreiben. Das hätte ihnen Nahrung im Überfluss für etliche Tage verschafft. Ach ja: Auch Wölfe kann man im Notfall erlegen und verspeisen. Das durften Otto und Fabio auf ihrer Challenge freilich nicht.)

Von der äußerst kärglichen Nahrung, die unterwegs und in den Pausen gewonnen wurde, wurde ein Teil auch noch verplempert. Nach meinem Dafürhalten essbare Pilze wurden z.T. aus Unkenntnis vorsichtshalber weggeworfen, ebenso Pilze mit Madenbefall, die gut durchgebraten auch noch genießbar gewesen wären. Einige wenige kleine Fische wurden gefangen, und gegrillt statt gekocht (wobei Einiges abtropft und verlorengeht), die Fischorgane hätte man mitkochen können, sie wurden aber anscheinend weggeworfen.

Aber auch an Tag 13, als ohne Hilfe nichts mehr ging, hätte ein kompletter Abbruch m.E. noch abgewendet werden können. Keiner der Teilnehmer war ja krank oder ernsthaft verletzt, alles was ihnen fehlte, war Nahrung. Somit gab es die Alternative, sich vom Rettungsheli lediglich einen großen Sack Proviant bringen zu lassen (Regeln einer Chellenge können doch wohl angepasst werden, wenn sich herausstellt, dass sie nicht mehr einzuhalten sind), um sich an Ort und Stelle wieder hochzupäppeln (und ganz nebenbei den "versprochenen" Luxus-Shelter zu errichten). Anschließend hätten Beide den Marsch (evtl. mit angemessen verkürzter Marschstrecke, und auf jeden Fall mit einigen Kilo Proviant im Gepäck) wieder aufnehmen (und vielleicht sogar zu Ende führen) können.

Das Hauptproblem bei langen Märschen hatte seinerzeit bereits der legendäre Rüdiger Nehberg nach seinem Deutschlandmarsch ausgesprochen: Wer den ganzen Tag vorankommen muss, hat viel zu wenig Zeit, sich in ausreichendem Maße um die Nahrungsbeschaffung zu kümmern. Zwar erreichte er dennoch sein Ziel, jedoch in stark abgemagertem Zustand. Und dabei hatte er noch nicht einmal irgendwelches Gepäck schleppen müssen.




Wie stark muss Seewasser verdünnt werden, damit es trinkbar wird?
05.12.2023

Du haust nahe einer Bachmündung an der Küste, bist somit mit Süßwasser gut versorgt. Dann kommt eine Sturmflut und spült Seewasser weit ins Land hinein, das sich u.A. mit dem Süßwasser im Bach vermischt. Was nun?

Doch zunächst: Wie komme ich auf so etwas? Ganz einfach: Die 3. Staffel von "7 vs. Wild" ist vor Kurzem auch auf Youtube gestartet. Das Ganze ist dort noch nicht sehr weit gediehen, aber irgenwer spoilert ja immer, und so hörte ich: Fritz und Mattin haben aufgegeben, und zwar nach eigener Aussage genau deshalb, weil ihnen eine Sturmflut ihren Trinkwasserbach bis weit hinauf versalzen hat. Dazu hört man Mattin im Brustton der Überzeugung sagen, er würde Salz im Wasser sofort schmecken, und das dürfe man dann keinesfalls trinken, sonst sei man des Todes (so sinngemäß jedenfalls).

Keine Ahnung, wo er diese Weisheit aufgeschnappt hat, aber so absolut stimmt sie einfach nicht. Hätten sie also einfach dort bleiben können?

Es kommt, wie so oft, darauf an. Innerhalb einer gewissen Frist (also bis der Durst brutal wird) muss an einer erreichbaren Stelle der Bach das Seewasser, das ja ein Stück landeinwärts überflutet hat und noch eine Zeitlang stetig von beiden Seiten in den Bach nachsickert, so weit verdünnt haben, dass das Gemisch wieder trinkbar ist. Die entscheidenden Fragen dabei sind: Wie viel Seewasser ist wie weit aufs Land gespült worden, und wie viel Süßwasser führt der Bach? Je weniger Ersteres und je mehr Letzteres, umso schneller kann wieder getrunken werden.

Da sich Beides hier vom Schreibtisch aus absolut nicht beurteilen lässt (vor Allem, wenn man die betr. Folgen noch gar nicht gesehen hat!), halte ich mich mit Einschätzungen dazu, ob der Abbruch hätte vermieden werden können, wohlweislich zurück, und gebe statt dessen nur Grundsätzliches zum Thema Brackwasser zum Besten.

Brackwasser ist nicht etwa, wie Manche zu glauben scheinen, dreckiges Wasser, sondern es ist das Gemisch aus Süß- und Seewasser, das sich an Flussmündungen bildet, also verdünntes Seewasser (egal ob mit oder ohne Schlammbeimengungen). Ab welcher Verdünnung könnte man Seewasser trinken?

Falsch ist auf jeden Fall die Vorstellung, man dürfe das Salz nicht mehr herausschmecken. Die Konzentration von Salzen (und anderen gelösten Stoffen) in der Körperflüssigkeit entspricht etwa 9 g Salz pro Liter, eine solche Lösung nennt man "physiologische Kochsalzlösung", und man kann sie sowohl intravenös zuführen als auch einfach trinken. Diese Lösung schmeckt bereits sehr deutlich (und unangenehm) nach Salz! Da Atlantikwasser etwa 35 g Salz(e) pro Liter enthält, dürften nach Adam Riese pro 3 Liter Süßwasser bis zu ca. 1 Liter Atlantikwasser beigemischt werden, ohne dass man nach dem Trinken "des Todes ist". Schmeckt nur halt bescheiden.

Ein Problem gibt es dabei aber doch: Wie stellt man im Ernstfall fest, ob das Seewasser bereits hinreichend verdünnt ist, um es trinken zu können? Wenn kein passendes Messgerät zur Hand ist, sollte man schon frühzeitig, solange noch reines Süßwasser verfügbar ist, sich unterschiedliche Verdünnungsgrade von Seewasser herstellen und den Geschmackssinn darauf trainieren, um den Verdünnungsgrad später ggf. per Geschmackssinn grob einschätzen zu können.

Und noch ein Tipp dazu: In einem fließenden Bach, in den von beiden Seiten Seewasser sickert, wird in der Regel der Salzgehalt in der Mitte am geringsten sein.

Update: An der kanadischen Ostküste beträgt die Salzkonzentration sogar nur ca. 30 g/L !


Heute gebastelt:
06.11.2023

1. Der alte Beilkopf meiner Oma hat nach mehr als 50 Jahren endlich wieder einen Stiel!

2. Hätte ich neulich gern zur Hand gehabt, als ich ein Feuer ohne was zum Topf draufstellen entzündet hatte, heute endlich angefertigt: (DEUTSCHLEHRER: ACHTUNG! TRIGGERWARNUNG!) Der behenkelte DIY-Topf, für unters Dreibein zu hängen.



Allwetter-Expeditionsschuhe - strapazierfähig und nassfest
01.11.2023

Bergschuhe, Trekkingschuhe und Militärstiefel sind der Standard für die allermeisten Bushcrafter. Sie sind i.A. fest und strapazierfähig, aber sie haben auch Nachteile: Sind sie einmal nass geworden, trocknen sie nur langsam, insbesondere wenn sie aus Leder gefertigt sind. Lederschuhe können zudem nach dem Trocknen verhärtet sein.

Nach langjähriger Verwendung von diversen Springerstiefeln, Bergschuhen und Jagdstiefeln, die mich z.T. nicht wirklich zufriedenstellten, kam ich irgendwann auf die Idee, einfach mit Badelatschen loszutouren, was sich besonders bei Bootstouren, Furten und Sumpfspaziergängen als überaus praktisch erwies. Leider brachen bei allen verwendeten Badelatschen nach einigem Gebrauch die Sohlen einfach durch.

Dann kamen die sogenannten Crocs in Mode. Ich probierte sie beim Marschieren (wunderbar leicht und bequem), beim Bootfahren (Nässe kein Problem) und auch beim Felsklettern (ging sogar besser als mit Bergschuhen). Beim Matschdurchqueren kam es gelegentlich vor, dass ich einen wieder rausziehen musste (s. Foto). Beim Schwimmen (an Steinstränden sind Schuhe echt angenehm) geben sie sogar noch Auftrieb. Das geschäumte Material isoliert recht gut gegen Kälte, besonders von unten. Crocs werden nur oberflächlich nass, können also einfach abgetrocknet oder ausgeschüttelt und direkt wieder angezogen werden. Beim Biwakieren kann man sie einfach im Regen stehen lassen.


Crocs bei Bootstour, im Schnee, beim Klettern und in der Matschepampe

Ich bin mit Crocs stundenlang durch Pulverschnee (ab und an muss ein Eisklumpen vom Hacken entfernt werden) und auch durch Schneematsch gelaufen, ohne Probleme mit kalten Füßen zu bekommen (kalt schon, besonders im Schneematsch, aber problemlos auszuhalten). Die trockenen Socken, die ich zusätzlich mitführte, um damit am Ziel die nassen auszuwechseln, habe ich selten benutzt.

Crocs haben jedoch auch Nachteile. Für Extrem-Expeditionen (z.B. arktische Zonen, Hochgebirge oder Giftschlangen-Reviere) würde ich sie nicht empfehlen. Weitere Nachteile von Crocs sind, dass ihre Sohlen bei Nässe wenig rutschfest, und auf Asphalt und Schotter sehr schnell durchgelaufen sind. Dagegen kann man jedoch etwas machen: Ich habe vor einiger Zeit ein paar schön gleichmäßig abgelaufene Crocs einfach neu besohlt (s. Foto; mit 5-mm-Sohlengummi, gekauft als Meterware, das reicht auch für weitere Crocs).


Crocs mit neuer Besohlung

Die besohlten Crocs sind nun sehr rutsch- und abriebfest, lediglich für Matsch und lose Erde etwas fein profiliert. Wenn's drauf ankommt, etwa an steilen Hängen, könnte ich aber einfach etwas Paracord darumwickeln.

Des Weiteren passt die Form in der Regel eher schlecht zum Fuß, die Crocs schlabbern herum. Um dieses Manko zu beseitigen, schraube ich einfach geeignet zugeschnittene Schaumstoffstücke (z.B. geschlossenporiges(!) Verpackungsmaterial oder Isomatte) oben am Rist in die Crocs hinein, dann sitzt der Fuß fest genug (s. Foto).


Crocs mit Einsatz zur Anpassung an schmale Füße

Ob sonst noch jemand Crocs in der Regel als Outdoor- und Bushcraft-Schuhe bevorzugt? Keine Ahnung. Doch mit Sicherheit bin ich nicht der einzige Bushcrafter, der (zumindest zeitweilig) auf alternatives Schuhwerk setzt. Matt (Das Survival-Duo, DMAX) trug vorzugsweise Ledersandalen, "Affe on Bike" sah ich staunend im Youtube-Video in einer Art weißer Plüschlatschen(?) 200 km durch die Wüste marschieren, und ich erinnere mich noch lebhaft an einen richtigen Härtetyp, einen Nepalesen (oder Tibeter?), der in einem TV-Beitrag mit 3 dicken Plastikrohren (zusammen > 100 kg!) auf den Rücken geschnallt in Badehose und Badelatschen auf steilen und schmalen Hochgebirgspfaden unterwegs war. Und sowas machte der jeden Tag. Da läuft mir heute noch vor Respekt ein Schauer über den Rücken.


Der Autor mit Crocs macht Kaffeepause bei einer Paddeltour in Norwegen

Update 12.12.2023:
Wenn ich mir Survival-Challenges wie "Survival Squad" oder "7 versus Wild" ansehe, achte ich natürlich stets auch darauf, wie sich Bekleidung und Ausrüstung der Teilnehmer hinsichtlich ihrer Zielsetzungen bewährt. Stichwort Schuhe: In der Regel werden alle verwendeten Schuhe und Stiefel eher früher als später nass, obwohl ihre Träger meist einigen Aufwand investieren, um dies zu vermeiden. Dann ist weiterer Aufwand erforderlich, um sie wieder trocken zu bekommen.
Für viele Einzelfälle habe ich überlegt, ob der jeweilige Challenge-Teilnehmer wohl mit (nachträglich vernünftig besohlten) Crocs besser drangewesen wäre. Fast immer muss ich das insgesamt bejahen (klar, sonst würde ich selbst ja nicht bei jedem Wetter mit Crocs rumlaufen). Dies gilt ganz besonders für feuchte Gegenden oder nach starken Regenfällen. Mit meinen Crocs habe ich keinerlei Probleme, durch Riesenpfützen, Matsch (auch Schneematsch), sumpfiges Gelände und Bäche zu marschieren, ohne die Dinger auszuziehen. Von denen, die als Outdoorschuhe ausgewiesenes Schuhwerk tragen, höre ich dagegen recht häufig ein herzhaftes "Scheiße!", wenn sie wieder einmal versehentlich in ein Wasserloch getreten sind, oder sich ein Gewässer beim Durchwaten plötzlich als unerwartet tief erweist.



7 vs Wild Staffel 3: Wie passt ein Kochtopf in die Flasche?
30.10.2023

"7 vs Wild" ist eine sogenannte "Survival-Challenge", bei der Einzelpersonen oder Teams in irgendeiner einsamen Umgebung ausgesetzt werden und dort innerhalb festgelegter Grenzen eine bestimmte Zeit lang ohne fremde Hilfe klarkommen müssen.

Während in den ersten 2 Staffeln jeder Teilnehmer eine bestimmte Anzahl Gegenstände (z.B. Schlafsack, Messer, Feuerstahl, Tarp, ...) seiner Wahl dazu mitnehmen durfte, wurde diese Regel für die 3. Staffel geändert: Ein einheitlicher Schlafsack wird gestellt, dazu eine 1-L-Nalgene-Weithals-Kunststoffflasche mit Schraubdeckel, in die alle (ansonsten frei wählbaren) Gegenstände hinein müssen. Laut Herstellerangaben sind die Maße:

Höhe (Außenmaß): 21,5 cm
Durchmesser (Außenmaß): 8,9 cm
Öffnungs-Durchmesser (Innenmaß): 5,3 cm

Ich persönlich begrüße diese radikale Regeländerung aus zwei Gründen: Zum Einen wird das Ganze dadurch um Größenordnungen spannender, höchste Kreativität und Problemlösungs-Intelligenz ist nun von den Teilnehmern und ihrem hilfreichen Freundeskreis gefordert! Zumal auch für das Hineinfummeln der jeweiligen Gegenstände z.T. ausgefeilte Methoden ersonnen werden müssen. Zum Zweiten können die unterschiedlichen Lösungen des "Flaschenproblems", zusammen mit ihrer jeweils im harten Praxistest ermittelten Tauglichkeit, wertvolle Hinweise darauf geben, womit kleine Survivalpacks zum Überallhin-mitnehmen sinnvoll bestückt werden können. Diesbezüglich scheint es ja Unmengen an fehlender Kompetenz zu geben, wie der Inhalt von so manchem im Handel erhältlichen Survival-Kit erahnen lässt (s. diverse Tests solcher Kits, insbesondere auf Youtube).

Wie es nun scheint, hat auch zahlreiche Nicht-Teilnehmer der Ehrgeiz gepackt, eine möglichst brauchbare Ausrüstung in besagte Flasche hineinzupraktizieren, was nicht nur den Hersteller besagter Nalgene-Flaschen freuen dürfte, sondern auch Hersteller von Ultraleicht-/Ultraklein-Ausrüstung.

Wer auf die Challenge ein Kochgefäß mitnehmen will (was ich als ziemlich sinnvoll einschätze), muss dieses durch eine 5,3 cm "große" Öffnung hinein- und wieder herausbekommen. In diversen Youtube-Beiträgen haben Teilnehmer, und auch Nicht-Teilnehmer, bereits ihren Flascheninhalt vorgestellt. In mindestens einem Fall gehört auch ein Kochtopf dazu, der aus einem genau passenden Titanrohr eigens hergestellt wurde. Solch ein Topf könnte (bis 1 cm unter Rand gefüllt) immerhin bis zu ca. 430 mL fassen.

Meine entsprechende Idee war, als Kochgefäß eine passende Konservendose zu finden. Tatsächlich findet man z.B. kleine Würstchendosen mit einem Rohrdurchmesser von genau 5,25 cm und einem Inhalt von 260 mL bis 1 cm unterm Rand (Dosenhöhe = 13,5 cm) (s. Foto). Leider gibt es am oberen und unteren Rand einen Bördelring, der den Deckel bzw. Boden hält, und der zusätzliche ca. 1,5 mm Durchmesser bringt. Der obere ließe sich einfach wegschneiden, doch der untere muss ja den Boden halten.


Foto: Würstchendose, die als Topf hätte dienen können

Somit habe ich diese Dose erst einmel beiseite gelegt, mit dem Vorhaben, den Bördelrand hinreichend abzuschleifen und nachzuschauen, ob der Boden dann noch fest und dicht sitzt.

In einem weiteren Youtube-Beitrag wurde die Mitnahme von Alufolie zum Improvisieren irgendeines Kochgefäßes diskutiert, aber gleich wieder verworfen. Soweit es die sehr dünne haushaltsübliche Alufolie betrifft, würde ich auch durchaus der Einschätzung zustimmen, dass diese wohl nicht belastbar genug sein würde.

Also habe ich über einen faltbaren Topf aus stärkerer Alufolie nachgedacht. Zufällig habe ich Folien mit 50 ym und 100 ym in der Bastelkiste, und habe beide Varianten ausprobiert. Der Prototyp aus der 50-ym-Folie erwies sich dabei als eher wenig stabil, während sich aus der 100-ym-Folie ein gut handhabbarer Topf falten ließ, der bei angemessener Behandlung eine Challenge nach Art von 7-vs-Wild überstehen sollte. Solch ein Topf müsste nur einmal (teilweise gefaltet) in die Flasche hinein, wieder herausgefummelt, und dann weiter zum Topf gefaltet werden, so dass das Material nicht dem zerstörerischen Stress durch mehrfaches Hin- und Herknicken ausgesetzt wäre.

Für den ersten Praxistest habe ich einen Topf mit quadratischem Boden in den Maßen 9 cm x 9 cm x 8 cm hergestellt, der (bis 1 cm unter Rand gefüllt) immerhin 570 mL fasst. Die Maße sind mit folgender Überlegung begründet: Wenn das Topfmaterial an der Innenwand der Nalgene-Flasche anliegen soll, stehen dafür ca. 18 cm Höhe zur Verfügung. Das reicht für einen 6x6x6-Topf, oder für einen 9x9x9-Topf, wenn eine Seite bereits übergefaltet ist. Da aus Stabilitätsgründen der obere Topfrand ca. 1 cm umgebördelt werden sollte, ist der Topf am Ende nur 8 cm hoch, woraus dann die o.a. 570 mL Inhalt resultieren.

Mein Versuchstopf (s. Foto, links) wurde überdies mit einem Drahthenkel versehen, um ihn über ein Feuer hängen zu können. Getestet wurde er bislang zweimal auf einem mit Holz befeuerten DIY-Hobokocher, der aus einer Konservendose gefertigt wurde (s. Foto, rechts). Dabei wurde nichts beobachtet, dass auf ein baldiges Versagen des Topfes bei weiterer Nutzung hinweisen würde.


Foto: Falttopf 9 cm x 9 cm x 8 cm aus 100-ym-Alufolie, nach zweimaliger Benutzung zum Wasserkochen, sowie der zum Testen verwendete DIY-Hobokocher (Die Verfärbung im Topf ist kein Ruß, sondern eine beim Wasserkochen entstandene sehr dünne Kalkablagerung.)

Bleibt man bei einer einfach vorgefalteten Folie, könnte der Topfinhalt dadurch vergrößert werden, dass ein rechteckiger Boden gewählt wird, denn die 18-cm-Grenze gilt nur für eine Dimension des Topfbodens. Allzu weit sollte man das aber nicht treiben, da mit steigendem Topfvolumen auch die Gewichtsbelastung größer wird, die der Topf aushalten muss.

Und so wird der Topf hergestellt: Ein 27 cm x 27 cm großes Quadrat wird aus 100-ym-Alufolie ausgeschnitten und die benötigten Faltungen vorgegeben, indem die Linien entlang eines Lineals mit einem stumpfen(!) Bleistift eingedrückt werden (s. Foto, A). Für die diagonalen Linien muss das Folienstück gewendet werden, da diese Faltungen anders herum erfolgen müssen. Die seitenparallelen Linien sind jeweils in Abständen von 1, 9, 18 und 26 cm zu einer Folienseite anzubringen.


Foto: So wird der Falttopf hergestellt

Dann werden die Ecken vorsichtig und sorgfältig nacheinander gefaltet, wie im Foto, B dargestellt. Nach Andrücken der Innenfaltungen erhält man einen würfelförmigen Topf, der jedoch noch recht instabil ist (s. Foto, C). Die erforderliche Stabilität bekommt der Topf durch vorsichtiges Umbördeln des oberen Randes an den vorgegebenen Kniffen (s. Foto, D). Bei Bedarf können Löcher in den oberen Bördelrand gestochen oder gestanzt werden, an denen ein Henkel aus Draht eingehängt werden kann.

Und nun bin ich gespannt auf die 7-vs-Wild-Folgen, die m.W. ab Ende November auf Youtube erscheinen sollen. Mal sehen, wie sich die vielen unterschiedlichen Ausrüstungsgegenstände so bewährt haben. Ein Falttopf war m.W. wohl leider nicht dabei.

Update (01.11.2023):

1. Inzwischen ist mein erster Versuch, den Bördelrand einer "Kaliber"-52,5-mm-Dose auf 53 mm runterzufeilen, bei 54,0 mm krachend gescheitert (s. Foto). Ein Anlass, sich doch mehr auf den Falttopf zu konzentrieren, zumal sich mit diesem deutlich größere Inhalte realisieren lassen.


Foto: bereits beim Abfeilen auf 54 mm kaputtgefeilter Bördelrand

2. Mit dem 9x9x8er Falttopf wurde ein drittes Mal Kaffeewasser gekocht.

3. Ein größerer Falttopf (10 cm x 10 cm x 9,5 cm) wurde gefertigt, um diesen auf hinreichende Steifigkeit und im Praxistest zu prüfen. Alles ok, der Topf lässt sich mit ca. 800 mL Wasser gefüllt am Henkel tragen, ohne sich nennenswert zu verformen, und das Wasser wurde über einer Holzfeuerung innerhalb von max. 15 Minuten zum Kochen gebracht. Dabei war der Topf mit einem Deckel versehen, der ebenfalls aus 100-ym-Alufolie angefertigt wurde.

Fazit: Für ein Survivalpack, das, warum auch immer, sehr flach sein muss, kann ein Falttopf ein nützliches Utensil sein. Wenn es dagegen auf die äußere Form nicht so sehr ankommt, würde ich einen stabilen Topf als Behälter für die übrigen Utensilien vorziehen. Eine einfache Konservendose würde es durchaus tun, zumal man größere Gegenstände, wie z.B. ein Tarp, einfach drum herumwickeln kann (und darum noch massenhaft Paracord). Ein Falttopf kommt wohl am ehesten für diejenigen in Frage, die ihre Fluchtausrüstung im Aktenköfferchen unter dem Papierkram stets dabeihaben wollen.

Update 12.12.2023:

Inzwischen lief auf Youtube Folge 4 und -welche Überraschung!- es hatte tatsächlich eines der Teams dieselbe Idee wie ich gehabt: Trymacs und Rumathra hatten einen Falttopf mit sehr ähnlicher Bauart mit zum Spot gebracht, der allerdings wohl zu groß war und aus zu dünner Alufolie bestand und (anscheinend bereits vor seiner ersten Verwendung) Löcher aufwies. Leider gab es statt einer genauen Angabe zur Dicke der Folie lediglich die Aussage, sie sei deutlich dicker als haushaltsübliche Alufolie.

Unklar ist bislang, wie viele Löcher es gab und wie sie angeordnet waren. Sprich: Gab es einen hinreichend großen nicht perforierten Bereich, den man hätte ausschneiden und zu einem kleineren Topf verarbeiten können? Das wäre durch Betrachtung der Folie im Gegenlicht leicht feststellbar gewesen.



Kein brauchbarer Zunder weit und breit: Sind die eigenen Haare die Rettung?
15.10.2023

In diversen sogenannten "Survival-Challenges" ist häufig zu beobachten, dass es mit dem Feuermachen nicht so klappt. Halb so schlimm, es geht ja dabei gar nicht ums Überleben, sondern oftmals bloß um das Gefühl, "es" geschafft zu haben. Manchmal aber auch um richtig Kohle: In der Challenge "Alone" (Sender DMAX) winken dem Sieger, ich habe den Betrag nicht mehr recht in Erinnerung, mindestens eine Viertelmillion Dollar, vielleicht sogar eine halbe. Und nicht selten steht und fällt der Sieg mit der Fähigkeit, Feuer zu machen. Ich erinnere mich an einen der Teilnehmer, dem aus eigener Nachlässigkeit sein Feuerstarter abhanden kam, und der sich wenig später genau aus diesem Grunde gezwungen sah, das Handtuch zu werfen.

In den allermeisten Fällen, wo es mit dem Feuermachen nicht klappen will, liegt es aber nicht am Verlust des Feuerstarters, sondern an irgendwie unzureichendem Zunder (meist einen Tick zu feucht). Ganz besonders bei Regenwetter ist meist kaum etwas zu machen, auch nicht bei Koryphäen wie z.B. Ed Stafford. Doch könnte man, immer vorausgesetzt, die eigenen Haare sind noch trocken, ein Büschel davon abschneiden und es als Zundernest verwenden?

Ich habe es ausprobiert, wozu ich einfach meine Haarbürste mal "ausgemistet" habe. Das Resultat: Nicht auf Anhieb, aber nach wenigen Versuchen brannten die Haare. Die Flamme verlöscht leicht wieder, wenn man das Büschel nicht gleich aufnimmt und in eine günstige Position bringt (so, dass Flammen von unten hochzüngelnd weitere Haare entzünden können). Wenn jetzt zumindest halbwegs trockenes Reisig o.Ä. greifbar ist, sollte der heiße Kaffee bald fertig sein.

Wer statt Wuschelkopf Platte trägt, ist beim Sammeln von körpereigenem Zunder zwar grundsätzlich im Nachteil, aber nicht chancenlos. Mit Achsel-, Scham- oder Brusthaaren müsste ein Feuer auch zu entfachen sein, zumal diese bei Regen eher trockener bleiben als die Kopfbehaarung. Eine überlegenswerte Variante auch für jene, die sich bei der Hardcore-Durchschlageübung ihre teure Designerfrisur nicht versauen wollen.



7 vs Wild: Wird Dein Floß Dich tragen?
15.10.2023

Eine der Tages-Challenges in der ersten Staffel von "7 vs Wild", sinngemäß: Baue ein Floß, das Dich trägt. Einige versuchten es gar nicht erst, Andere unterschätzten mehr oder weniger die für den nötigen Auftrieb erforderliche Holzmenge. Nur Einer hatte dieselbe von Anfang an richtig eingeschätzt, war sich darüber aber keineswegs sicher, bis am Ende der Praxistest zeigte: Ja, reicht.

Was hätte in der gegebenen Situation ein Ingenieur wohl getan? Ich setze sein Gewicht mal bei 90 kg an und vermute, er hätte zuallererst etwa die nachfolgend beschriebene rechnerische Abschätzung vorgenommen:

Um ihn zu tragen, muss das Floß im Wasser mindestens 90 kg Auftrieb erzeugen. Das reicht aber nicht, weil dann jede Gewichtsverlagerung das Floß übelst zum Kippeln brächte. Also wird er Einiges an Auftrieb draufschlagen müssen, und noch Einiges dazu, weil ihm bestimmte Parameter, insbesondere die Dichte (das "spezifische Gewicht") des verfügbaren Holzes, nur sehr ungenau bekannt sind. Übertreiben darf er es mit dem Zuschlag aber auch nicht, denn ihm stehen nur begrenzte Zeit und Energie zur Verfügung, um das Floß fertigzustellen. Also ich an seiner Stelle würde erstmal so um die 150 kg Auftrieb ansetzen. Man muss ja nicht unbedingt ganz außen auf der Kante sitzen.

Nun kommt der wichtigste Parameter: Die Dichte des Holzes. Je niedriger, desto besser! Im vorliegenden Fall haben die Kandidaten Glück: Es gibt haufenweise Nadelhölzer (Fichten? Kiefern?), die eine vergleichsweise geringe Dichte aufweisen. Lufttrockene Fichte etwa wöge pro Liter (= pro dm^3) um die 0,44 kg, Kiefer ca. 0,51 kg (1). Doch draußen in Wind und Wetter werden auch die Tothölzer nicht so recht trocken sein, also muss vorsichtshalber mit einer höheren Dichte gerechnet werden. Schwer abzuschätzen, aber ich denke, 0,6 kg/L wird nah genug an der Wirklichkeit liegen.

Welchen Auftrieb kann man nun mit diesem Holz nutzen? 1 Liter Holz, vollständig untergetaucht, verdrängt 1 Liter Wasser, das ca. 1 kg wiegt, der gesamte Auftrieb reicht also für 1 kg. 0,6 kg bringt der Liter Holz aber schon selbst mit, also bleiben für den Mann auf dem Floß noch 0,4 kg übrig. 150 kg sollen es sein, also werden 150 kg / 0,4 kg/L = 375 L Holz benötigt. Runden wir auf 400 L, damit lässt sich leichter weiterrechnen. Nun muss unser Ingenieur schauen, was in Wassernähe an Baumstämmen alles so herumsteht oder -liegt. Gesetzt den Fall, diese hätten alle um die 18 cm Durchmesser, dann wäre die Querschnittsfläche = 9 cm * 9 cm * pi, das sind, ohne Taschenrechner zurechtgeschätzt, etwa 250 cm^2 = 2,5 dm^2. (Ab jetzt wird zwischenzeitlich in dm weitergerechnet, weil 1 L = 1 dm^3.) Um die laut Aufgabenstellung 1 m Mindestbreite zu erhalten, werden mindestens 6 Stämme benötigt. Da diese insgesamt 400 L Holz beinhalten müssen (s.o.), also 67 L pro Stamm, mit 0,6 kg/L Dichte, demnach wiegt jeder einzelne davon knapp 40 kg. Falls unser Ingenieur sich zutraut, die zum Wasser zu bewegen, ist das ok, ansonsten müsste er ein breiteres Floß aus mehr als 6 Stämmen bauen.

Aber ich denke, er ist ein kräftiger Kerl und kriegt die 40 kg schon gewuppt. Man muss ja auch bedenken: Je mehr Stämme, desto öfter muss er durchsägen oder -hacken (oder gar -batonen!!). Muss er aber nicht, ist ja ein kleiner Kraftmeier. Also weitergerechnet: Der gesamte Querschnitt der 6 Stämme beträgt 6 * 2,5 dm^2 = 15 dm^2. Um damit auf ca. 400 L Holz zu kommen, müssen sie 400 L / 15 dm^2 = ca. 27 dm lang sein. (Diese ganze Pimaldaumen-Rechnung habe ich übrigens ganz ohne Hilfsmittel hingekriegt, sollte unser Ingenieur dann wohl auch können, falls er nicht als Gegenstand Nr.X seinen Rechenschieber mitgebracht hat.) Jetzt wieder Übergang vom dm zu geläufigeren Einheiten: Demnach sind es 2,7 m Länge für jeden Stamm.

Und nun könnte unser wackerer Ingenieur loslegen, in der schönen Gewissheit, dass er am Ende ohne weiteres Zutun auf seiner Konstruktion trockenen Fußes in See stechen kann.

(1): Quelle: Wikipedia



Einweg-Feuerzeuge: Wie oft kann man damit Feuer machen?
11.10.2023

Wie ich in früheren Beiträgen bereits deutlich gemacht habe, halte ich das Feuerzeug im Ernstfall für den besten Feuerstarter. (Noch besser wäre nur noch ein Feuerzeug und eine Buddel voll Benzin.) Ich habe stets mehrere der üblichen Billig-Einweg-Feuerzeuge (manche sind nachfüllbar) dabei.

Ein Feuerzeug kann kaputt- oder verlorengehen, und letzteres kann auch der stabilste Feuerstarter. Bei mehreren Feuerzeugen (in unterschiedlichen Taschen) ist ein Verlust von allen sehr unwahrscheinlich.

Für den nachfolgend beschriebenen Test wurden Billigfeuerzeuge aus dem Supermarkt verwendet, darunter eines mit Feuerstein. Diese Feuerzeuge gibt es z.B. für 79 Cent per 3-Stück-Packung. In Maximalstellung ist die Flamme je nach Feuerzeug unterschiedlich groß. Da mit den Jahren anscheinend das Dichtmaterial etwas quillt, wird die Flamme mit der Zeit meist kleiner, weshalb ich zum Bushcraften die mit den größten Flammen mitnehme und zunächst kleiner stelle. Auch niedrige Temperaturen beeinträchtigen die Flammengröße (geringerer Gasdruck), so dass auch hierbei großflammige Feuerzeuge die größeren Funktionsreserven aufweisen.

Für ein einsames Outdoor-Abenteuer von einigen Wochen sollte der Gasinhalt eines Feuerzeuges auf jeden Fall reichen, abgesehen von Aktionen unter schwierigsten Umständen, bei denen ein Feuer erst nach zahlreichen Versuchen endlich brennt. Doch wie sieht es bei einem längeren Wildnisaufenthalt aus? Wie oft kann man eigentlich mit einem einzigen Feuerzeug Feuer machen?

Klar, das hängt natürlich sehr davon ab, wie lange das Feuerzeug jeweils zündeln muss, bis der Zunder brennt, also u.a. vom Zunder und dessen Beschaffenheit. Für den Test bin ich ausgegangen von einer mittleren Zündzeit von 5 Sekunden pro Feuer. Damit das Feuerzeug nicht zu heiß wird, wurde bis zur nächten Zündung mindestens 15 Sekunden gewartet. Zu Beginn des Tests wurden die Füllstände in beiden Teilkammern markiert. Die Flammenhöhe betrug zum Beginn 45 mm, zum Ende nur noch 30 mm, was vermutlich auf die vorübergehende Abkühlung der Gasfüllung aufgrund der Verdampfung zurückzuführen ist.

Ergebnis: Nach 100 5-Sekunden-Brennintervallen war etwa die Hälfte des Gasvorrats verbraucht, somit sind ca. 200 solche Zündungen möglich. Theoretisch könnte das Feuerzeug also insgesamt 1000 Sekunden (ca. 17 Minuten) brennen. Bei den 100 Versuchen erfolgte ausnahmslos eine sofortige Zündung, Aussetzer gab es keine.

Weitere Tests wurden durchgeführt zum Einfluss von Wasser und Seewasser auf die Funktionstüchtigkeit von Einweg-Feuerzeugen. Ein Zufallsbefund: zwei Piezo-Einweg-Feuerzeuge, die einen oder mehrere Tage zuvor dort verloren wurden, wurden in nassem Gras gefunden. Beide, noch nass, zündeten sofort. Nach längerem Eintauchen in Wasser oder 7-%iger Kochsalzlösung (simuliertes Seewasser) zündete das Piezofeuerzeug nach maximal 10 Minuten Wartezeit, die Feuerstein-Version musste erst über ein bis zwei Stunden trocknen (im Freien), zündete dann aber ebenfalls problemlos. Nach dem Salzwassertauchbad wurde das Piezofeuerzeug zunächst mit Süßwasser gespült, und zündete dann nach kurzer Wartezeit.

Zum Vergleich: Mit einem nassen Feuerstarter ließen sich keine Funken erzeugen. Durch Abwischen mit einem trockenen Tuch wurde die Funktionsfähigkeit jedoch sofort wiederhergestellt. Für den Fall, dass jemand durchnässt (vom Regen oder ins Wasser gefallen) ist, ist es jedoch fraglich, ob der Feuerstarter in Ermangelung eines trockenen Tuches schnell genug hinreichend getrocknet werden kann (falls nicht wasserdicht verpackt). Das müsste noch ausprobiert werden. Mit einem Piezofeuerzeug jedenfalls bestehen beste Chancen, auch durchnässt ein Feuer zu entzünden, sofern überhaupt einigermaßen trockenes Brennmaterial verfügbar ist.



Selbst zusammengewürfelter Werkzeugsatz oder (teures) Multitool?
03.10.2023

Vor einigen Tagen stieß ich eher zufällig auf einen Youtube-Beitrag von "Fritz & Mattin", in dem sie ein reichlich teures Multi-Tool testen:
Fritz & Mattin testen 1.200 € SURVIVAL Multi-Tool | Survival Mattin.
Das Ding vereinigt bzw. beinhaltet Hammer, Beil, Grabwerkzeug, Messer und Säge. Wenn jemand für so ein Teil satte 1200 hinblättern soll, dann muss es schon ein echter Kracher sein, dachte ich. Nun ja, die Einzelheiten schaut ihr euch besser im Video an, nur so viel sei vorweggenommen: So richtig begeistert von dem Instrument war anscheinend keiner von den Beiden. Insbesondere wurde die schlechte Griffigkeit von Messer, Säge und dem gesamten Tool moniert.

Über die Bildersuche ist das Multitool leicht im www zu finden, so erfuhr ich auch einige technische Daten, insbesondere Länge (40 cm) und Gewicht (1100 g). Obwohl anscheinend Einiges an Titan darin verbaut ist (deshalb der hohe Preis?), ist das Tool nicht gerade ein Leichtgewicht, was vermutlich z.T. auf die Klappmechanismen zurückzuführen ist, die stabil genug sein müssen, den starken Beanspruchungen beim Hämmern und Hacken standzuhalten.

Und nun beschäftigte mich die Frage: Kann ich ohne Weiteres aus meinem Bestand einen Werkzeugsatz zusammenstellen, der es mit dem kostspieligen Multitool aufnehmen kann?

Da wäre zunächst mein gutes altes (wirklich alt, viel älter als ich!) Hammerbeilchen, ganz klassisch mit Holzgriff (der ist jünger, den habe ich selbst vor 40 Jahren drangebaut). Mit einer Kerbe zum Nägel ziehen als zusätzliches Schmankerl. 28 cm lang und, inklusive Lappen und Schnürchen als Klingenschutz, 563 g schwer. Das Ding liegt bestens in der Hand (Der Griff stammt von einem größeren Beil, war abgebrochen) und ist natürlich selbst geschliffen. Der Kopf ist nicht kaputtzukriegen, und falls der Stiel irgendwann doch einmal nachgeben sollte, wäre aus fast überall vorhandenem Holz ruckzuck ein neuer angefertigt.

An Messern und Sägen gibt es Einige zur Auswahl. Ich arbeite oft und sehr gerne mit dem Mora 2000, aber auch das kleinere und leichtere Mora KJ (beide schon -zig Jahre alt) liegt gut in der Hand und schneidet wie der Teufel. Als Säge dazu würde ich eine wählen, die in meinem Sägetest gut abgeschnitten hat (s. vorheriger Blogbeitrag). Ein Kandidat wäre die Fiskars SW75, die mit ihrem langen Sägeblatt auch dickere Bäumchen problemlos durchfräst, ein zweiter die Silky F-180, aufgrund ihres geringeren Gewichts, und, na ja, weil ich dafür eine Scheide habe, um sie am Gürtel zu tragen.

Nun müsste eigentlich noch ein Klappspaten dazu, doch würde der das Gesamtgewicht des Sets gewaltig in die Höhe treiben. Weil jedoch das teure Multitool lediglich ein recht dürftiges Grabblatt aufweist, das (Fritz und Mattin haben es demonstriert) für das Buddeln riesiger Löcher nur sehr bedingt geeignet ist, reicht für das Graben kleinerer Löcher fast ebenso gut mein 40-mm-Spachtel, der inklusive selbstgenähter Scheide gerade mal 67 g wiegt (im Gegensatz zu 833 g Klappspaten + Futteral).

So komme ich zu einer "Luxusvariante" mit größerer Säge und Messer, und einer minimalistischeren (s. auch Bild unten):
Variante        Luxus     Minimal
-----------------------------------
Hammerbeil      563 g     563 g
Messer          146 g      99 g
Saege           251 g(1)  183 g
Spachtel         67 g      67 g
-----------------------------------
Gesamtgewicht  1027 g     912 g

(1): ohne Scheide
Dabei ist selbst die "Luxusversion" immer noch deutlich leichter als das 1100 g schwere Multitool.


Meine Werkzeug-Sets (Links: "Luxus"-Variante, rechts: Minimalversion)

Grundsätzlich würde ich für den Rucksack fast immer ein Werkzeug-Set einem Multitool vorziehen. In der Hosentasche, wo weniger Platz ist, kann dagegen schon mal ein Schweizermesser, Leatherman's o.Ä. rein, damit bei Bedarf wenigstens irgend etwas zur Hand ist.

Vorteile eines Werkzeug-Sets:
Wenn ein Werkzeug verloren geht, sind die übrigen noch zur Hand.
Einzelwerkzeuge können beliebig auf mehrere Personen verteilt werden.
Fast immer sind Einzelwerkzeuge viel handlicher und meist auch stabiler.



Test: 5 Bushcraft-Sägen (klappbar oder einschiebbar)
01.10.2023

Getestet habe ich folgende Sägen, die ich in Wald und Werkstatt regelmäßig verwende (allesamt arretierbar):

Fiskars SW75: relativ lange, einschiebbare Säge, gekauft vor ca. 5 Jahren für ca. 45 Euro

Gerber "Bear Grylls": mittellange, einschiebbare Säge, gekauft vor ca. 10 bis 15 (?) Jahren für ca. 20(?) Euro (damals ohne Ahnung, wer oder was Bear Grylls ist)

Progarden: mittellange, klappbare Säge, gekauft vor ca. 1/4 Jahr im Baumarkt oder Gartencenter für schlappe 2,22 Euro(!) (Normalpreis 4,98 Euro), da habe ich direkt 2 genommen.

Silky F-180: mittellange, klappbare Säge, gekauft vor mehr als 40 Jahren für ca. 25 DM. Man kann sie bzw. ihre Nachfolgerin heute immer noch kaufen, doch inzwischen hat sich Einiges geändert: zumindest Aussehen und Mechanismus. Und evtl. das Sägeblatt??? Keine Ahnung.

Opinel: kurze, klappbare Säge, gekauft vor ca. 5 bis 10 Jahren für ??? Euro, passt gut in die Beintasche einer Militärhose, ist daher praktisch immer am Mann und für nicht allzu dicke Hölzer ausreichend.



Alle 5 Sägen haben hinreichend dicke Griffe, um mit ihnen angenehm und ohne Fingerkrämpfe auch mal größere Mengen sägen zu können.

Die Versuche wurden folgendermaßen durchgeführt:
Von einem weitgehend getrockneten Ahornstämmchen (25 bis 31 cm^2 Querschnittsfläche), der waagerecht in einem Schraubstock eingespannt war, wurden nacheinander mit Hilfe der 5 zu testenden Sägen so schnell wie möglich Scheiben abgesägt und der benötigte Zeitaufwand t, sowie größter und kleinster Durchmesser des Sägeschnitts D_max bzw. D_min, gemessen.

Unter der Annahme, das Schnittprofil entspräche annähernd einer Ellipse, wurde jeweils die durchsägte Fläche A berechnet:

A = pi * D_max * D_min / 4

Die Sägeleistung S wurde definiert als durchsägte Fläche pro Zeiteinheit:

S = A / t

und danach berechnet.

Um den Einfluss von Ermüdungserscheinungen weitgehend zu kompensieren, wurde die erste Versuchsreihe in umgekehrter Reihenfolge wiederholt. Es scheint jedoch so zu sein, dass die Leistung der Versuchsperson über die Versuchsdauer eher zu- als abnahm.

Einige der Sägen wurden ein drittes Mal getestet, wobei sich die Gerber-Säge 2 mal verbog. Diese beiden Versuche wurden nicht gewertet, da vorzeitig abgebrochen.

In der folgenden Tabelle sind die Maße (Länge der Zahnung LZ, Breite der Zahnung BZ), die Gewichte m der Sägen sowie die mittlere (aus je 2 bis 3 Versuchen) ermittelte Sägeleistung S aufgeführt:
Saege          LZ(cm)  BZ(mm)  m(g)  S(cm^2/s)
----------------------------------------------
Fiskars SW75    24,3    1,5    251     1,64
Gerber "B.G."   14,5    1,1    155     1,24
Progarden       16,4    1,8    230     1,53
Silky F-180     15,8    1,1    155     1,63
Opinel          11,6    1,1    127     0,81
Abgesehen von der Opinel-Säge, deren Blatt für den gegebenen Stammdurchmesser (bis 6,4 cm) reichlich kurz ist, und der Gerber-Säge, die nach meinem Gefühl beim Sägen mehr Kraftaufwand erfordert als die übrigen Sägen, wurden kaum Unterschiede in der Sägeleistung festgestellt. Die Progarden hat sich für ihren Preis erstaunlich gut geschlagen. Sie ist die einzige der getesteten Sägen mit verschränkten Zähnen, die übrigen haben statt dessen ein keilförmiges Blatt.

Nebenbei bemerkt, ist von den 5 getesteten Sägen die gute alte Silky für Bastelarbeiten am besten geeignet, da sie mit Abstand am saubersten schneidet und die geringste Neigung zum Späne Reißen zeigt.

Bei Alledem aber bitte beachten: Abgesehen von der fast neuen Progarden-Säge handelt es sich bei den hier getesteten Sägen evtl. bzw. mit Sicherheit um ältere Modelle, die allesamt schon eine Menge Holz durchtrennt haben und sich in ihren Leistungsdaten möglicherweise von den entsprechenden aktuellen Modellen deutlich unterscheiden. Für eine Auswahl beim Kauf ist dieser Test daher keine sichere Grundlage!



Mit dem Fahrrad durch Island
05.02.2023

Es ist schon eine Weile her, anno 1996: meine Islandtour per Rad.

Ich hatte vorher einige Bücher von Islandradlern gelesen, in denen neben wertvollen Tipps auch Manches geschrieben stand, das sich im Nachhinein als maßlos übertrieben herausstellte. Nun ja, wer ein Buch schreibt, ist bekanntlich stets bemüht, es möglichst spannend zu machen.

So war das Überqueren auch breiterer, oberschenkeltiefer Flüsse gar nicht so schlimm, auch wenn wir zuerst das Rad, dann zurück und dann nochmal das Gepäck durchs eiskalte Wasser rübertragen mussten. Danach zitterten wir keineswegs vor Kälte. Auch mit "rasiermesserscharfen" Lavasteinen hatten unsere MTB-Reifen keine Probleme. Die Steine sind oft porös, aber sonderlich scharf eher nicht.

Dafür gab es manch anderes Phänomen, das nicht in den Büchern erwähnt wurde. Insbesondere das ständige Gerüttele auf den Hochland"straßen", die eigentlich total zerfahrene, unbefestigte Feldwege sind: Jeden Abend mussten wir sämtliche Schrauben prüfen und ggf. nachziehen, weil sich immer wieder einige lockerten. An trockenen Tagen staubten die Ketten ein, die sich bildenden Öl-Staub-Klumpen wurden bei jeder Bachdurchfahrt fortgespült, ein-, manchmal zweimal täglich musste nachgeschmiert werden. Wir verwendeten dazu Ballistol, da es biologisch gut abbaubar ist. Speichenbrüche gab es natürlich auch. Und bei den original Blackburn Lowridern, belastet mit ca. 1/5 ihrer angegebenen Nennlast, brachen 3 von 4 Stabilisierungsstreben, so dass wir uns in einer Werkstatt stabile Stabilisatoren zurechtschweißen ließen (sind heute noch an meinem MTB dran).

Ich hatte damals manches unnütze Zeug mitgenommen: einen Trockenanzug(!) für zitterfreie Flussdurchquerungen, einen Segler-Overall gegen Regen, schwere Armeestiefel (neben leichten Turnschuhen) und das Innenzelt. Bald packte ich an einer Poststation den ganzen Krempel in einen Karton und schickte ihn zurück nach Hause.

Andere Dinge erwiesen sich als eher nützlich, z.B. die mehreren kg Fahrradersatzteile und nochmal mehrere kg Werkzeug. Auch wenn wir längst nicht alles davon benötigten, war es doch sehr beruhigend, es notfalls dabeizuhaben. Vor der Fahrt hatten wir die MTBs bis zu den Lagerkugeln in alle Einzelteile zerlegt, so wussten wir genau, welche Teile und Werkzeuge wir evtl. benötigen würden. Sehr praktisch war dabei, dass die 2 Radls weitestgehend kompatibel waren. Für einen eventuellen Sandsturm hatten wir eine Schutzbrille und eine Staubmaske, brauchten wir aber glücklicherweise nicht, mangels Sandsturm.

Von dem sehr leichten 2-Mann-Zelt (komplett 2 kg) brauchten wir nur das Außenzelt, da es auf Island keine Mücken und andere Blutsauger gibt. So hatten wir mehr Platz im Zelt. Aus Alu-Winkelprofilen hatte ich zuhause schon einen Satz 40 cm lange Sandhäringe angefertigt, ohne die wir das Zelt in 80 % der Fälle kaum hätten windfest aufstellen können. Um Gewicht zu sparen, reisten wir in Jogginghosen (+ 1 Ersatzhose für jeden), die konnten wir auch im Schlafsack bequem tragen. Von der ständigen Bewitterung wurden die Hände rissig, da half nur immer wieder eincremen.

Als sehr angenehm erwiesen sich z.B. heiße Quellen, der in jeder Bankfiliale kostenlos angebotene Kaffee und die seltenen windstillen Tage. Ungemütlich war dagegen unsere erste Nacht in einem Regensturm, der das Zelt wegzublasen drohte, und ein Wenig auch mein Sturz ins Wasser während einer Bachüberquerung. Ich habe die Klamotten ausgewrungen, wieder angezogen und bin weitergefahren. Nach 15 km am Lagerplatz war die Nässe allenfalls halbwegs raus, so dass ich in voller Montur in den Schlafsack gestiegen bin. Hat funktioniert, am Morgen war alles wieder knochentrocken.

Hin und wieder problematisch war die Versorgung mit Lebensmitteln während der Fahrten durch unbewohnte Gegenden. Auf den schlechten Hochlandstraßen schafften wir pro Tag nur etwa 35 bis 55 km, und fraßen, von Hunger getrieben, wie die Scheunendrescher unsere Vorräte weg, mit der Aussicht, frühestens nach Tagen wieder einen Laden zu sehen. In Landmannalaugar kam immerhin täglich jemand zum Campingplatz gefahren, bei dem man ein paar Grundnahrungsmittel kaufen konnte (soweit nicht Andere schneller waren). Manchmal mussten wir etwas rationieren und z.T. auf unsere Fettreserven setzen. So habe ich in 4 Wochen 7 kg abgenommen (nach ein paar Monaten war's freilich wieder ausgeglichen).

Als besondere Delikatesse gibt es auf Island "Tathreykt Silungur". Wir mussten einige Zeit bohren, bis wir aus der Verkäuferin herausbekamen, womit diese Fische geräuchert werden: mit Gras und getrockneten Schafskötteln. Dem Geschmack nach hätte ich auf schwelende Müllkippe getippt. Aber irgendwie waren die Dinger doch lecker.

Schwierig war z.T. auch die Brennstoff-Versorgung. Wir hatten 1 Benzinkocher dabei (da gibt dir jeder, der einen Kanister dabei hat, gern Brennstoff ab), der zum Glück heil blieb, und meinen selbstgebastelten, unkaputtbaren Spirituskocher. Spiritus fanden wir damals nur in Reykjavik in einem einzigen Geschäft (nach langer Rumfragerei), und haben daher vorsichtshalber einen größeren Vorrat mitgenommen, obwohl 1 L umgerechnet ca. 10 DM gekostet hat.

Ach ja, die Temperaturen: Wir waren im Juni/Juli da, und, egal welches Wetter, nachts waren's stets ca. 10 °C und tagsüber 12 °C bis 13 °C. An sich T-Shirt-Temperaturen, aber meist war es so windig, dass wir doch lieber Pullover und Jacke trugen. So war auch ohne wirksamen Windschutz ans Kochen nicht zu denken.



Allein im Wald

Allein im tiefen, finst'ren Wald,
kein And'rer, nirgendwo,
da ist es nass und bitterkalt,
ganz ohne Zelt und Klo.

Da frierst du wie ein krankes Schwein,
wenn du nichts hast dabei,
drum pack dir stets den Schlafsack ein,
dann schläfst du zitterfrei.

Doch viel nützt dir auch dieser nicht,
läuft Wasser oben rein,
du brauchst ein Tarp, das wasserdicht,
drum pack auch dieses ein.

Und wenn das Tarp nicht schützen kann,
weil's wacklig steht und schräge,
dann schaff' dir dick're Stangen ran,
sehr hilfreich wär' 'ne Säge.

Musst du mal raus in tiefster Nacht,
verfängst dich in der Schnur,
wünschst du, wenn's Tarp zusammenkracht,
ein Taschenlämpchen nur.

Und stehst du morgens durstig auf,
dann fehlt dir Kaffee sehr,
nimm etwas Mehrgewicht in Kauf,
dann fehlt er dir nicht mehr.

Wird es dann Mittag, ei verzwackt,
tut dich der Hunger plagen,
falls du was leck'res eingepackt,
dann hast du was zum Nagen.

Am Abend drängt es wieder raus,
den Rest kratzt weg das Messer,
doch, brachtest mit du's von zuhaus,
wischt Klopapier doch besser.

Wenn hoffentlich du nahmest mit,
wozu dir wurd' geraten,
wird auch Nacht zwei kein Höllenritt,
darfst guten Schlaf erwarten.

Am Tag, wenn's Nebel schwer dir macht,
den Rückweg zu erspähen,
ein Kompass, hast du dran gedacht???
Mit dem würd's leichter gehen.



Wie viele (unterschiedliche) Knoten braucht man für ein Tarp?
18.11.2022

Über die Frage, welche Knoten beim Bushcraften wichtig sind, kursieren im Internet, insbesondere auf Youtube-Kanälen, aber auch auf ganz "normalen" Webseiten, unterschiedliche Meinungen. Da ist von "wichtigsten" soundsoviel Knoten die Rede, aber auch vom "Lieblingsknoten". Letzteres ist Geschmackssache, worüber man bekanntlich nicht diskutieren kann oder soll.

Eines aber ist sicher: Der von einer überwiegenden Mehrheit fast ausschließlich für alles Mögliche verwendete Standardknoten ("Doppelknoten", auch "Altweiberknoten", "Weiberknoten" oder "Hausfrauenknoten"), ist unter den Gebrauchsknoten einer der allermiesesten. Je nach verwendeter Schnur kann es sein, dass er bei Belastung einigermaßen hält, in vielen Fällen rutscht er jedoch gnadenlos durch (u.A. bei Paracord und modernen Bergseilen!), weshalb seine Verwendung für sicherheitsrelevante Belange (z.B. Klettern, Bergsteigen oder Abseilen) keinesfalls in Betracht kommt! Zum Pakete schnüren und Schuhe binden reicht er so eben hin, wenngleich auch hierfür z.B. ein Kreuzknoten die weitaus bessere Wahl wäre.

Bezeichnungen wie "(Alt-)Weiberknoten" oder "Hausfrauenknoten" sind (und waren) übrigens sinnfrei, denn egal ob jung oder alt, männlich, weiblich oder divers: Sie alle verwenden mehrheitlich diesen Murksknoten (wie man ihn m.E. auch zutreffenderweise bezeichnen sollte).

Auch für den Aufbau eines Tarps könnte man den Standard(murks)knoten verwenden, sofern es sich nicht gerade um ein Extrembiwak an einer Steilwand handelt. Knotenkenner, also diejenigen, die noch ein paar Knoten mehr beherrschen, werden sich gern mit diesen einen Tarpauf- und -abbau und den übrigen Bushcraft-Alltag erleichtern. Wer dagegen bis ins Erwachsenenalter nur den Standardknoten gelernt hat, tut sich erfahrungsgemäß meist erstaunlich schwer mit dem Erlernen neuer Knoten. Der Grund hierfür ist vermutlich einfach nur mangelndes Training für das Begreifen von Schnurverschlingungen. Wie auch immer, viele Anfänger dürften zunächst einmal sehr daran interessiert sein, so wenige neue Knoten wie möglich lernen zu müssen. Was in der interessanten Fragestellung mündet: Wie viele/wenige Knoten, und welche, würde er denn mindestens lernen müssen, um beispielsweise ein Tarp aufzubauen, wenn er dabei den Standard(murks)knoten nicht verwendet?

Dabei kommt es vor Allem darauf an, Knoten zu finden, die sehr vielseitig zu verwenden sind, um den unterschiedlichen Aufgaben gerecht werden zu können. Gibt es vielleicht sogar einen einzigen Knoten, der alle Aufgaben beim Tarp-Aufbau "schafft"?

Und in der Tat: Es gibt ihn. Es ist ein eher einfacher Knoten mit einem eher komplizierten Namen: der Topsegelschotstek, ein verschiebbarer Klemmknoten, der u.A. folgende Knoten ersetzen kann:
- sonstige verschiebbare Klemmknoten
- Kreuzknoten bzw. Schotstek
- Palstek
Dort, wo ein Verschieben des Knotens nicht erforderlich ist, würde ein Knotenkundiger natürlich den Kreuzknoten bzw. Schotstek bzw. Palstek wählen, weil diese etwas schneller und einfacher zu knüpfen sind. Wer dagegen zunächst nur den Topsegelschotstek gelernt hat, kommt auch mit diesem allein absolut zurecht.

Und wie knüpft man nun einen Topsegelschotstek? Das folgende Bild soll das verdeutlichen:


Zunächst muss klar sein, in welche Richtung der Knoten später belastet werden wird (Zugrichtung). In diese Richtung sind die ersten Windungen (1-3) zu legen. Diese Windungen gewährleisten die Klemmfunktion, müssen aber noch durch mindestens eine weitere Windung (4-6) stabilisiert werden. Diese wird vorzugsweise diagonal über die ersten Windungen gelegt und das Schnurende (7) unter dieser Diagonalwindung hindurchgesteckt. Das Zuziehen des Knotens kann, vor Allem für Ungeübte, etwas Herumgefummle erfordern. Anschließend sollten dann alle Windungen noch so verlaufen wie auf dem Foto, nur eben dicht an dicht.

Der Knoten rutscht bei Belastung der betr. Schnurenden in Zugrichtung nicht durch, kann jedoch (auch unter Belastung) von Hand in beide Richtungen verschoben werden (zum Zuziehen, Spannen etc.). Achtung: Wird der Knoten entgegen der Zugrichtung belastet, kann er umklappen und/oder sich lösen, oder auch sich so festziehen, dass er nicht mehr verschiebbar ist und neu geknüpft werden muss.

Die folgenden Bilder stellen unterschiedliche Verwendungen dar, die beim Tarpbau zum Einsatz kommen können:

Schlinge mit variablem Durchmesser, z.B. als (doppelte) Ridgeline oder als schnell installierbarer Einhängepunkt an einem Baumstamm o.Ä.

Variable Schlaufe, z.B. am Ende einer Abspannleine am Häring oder als (feste) Schlaufe zur Herstellung einer Schnellverbindung (s.u.).

Lose Schnellverbindung, anschließend muss diese unter zumindest leichter Spannung gehalten werden, damit der Bolzen (gewöhnlich ein kurzes Stöckchen) nicht herausrutscht. Die zweite Schlaufe kann auch z.B. eine Öse oder angenähte Schlaufe an einer Tarpplane sein.

Feste Schnellverbindung, bei der man sich die Verschiebbarkeit der Schlaufe zu Nutze macht, indem man sie um den Bolzen festzieht, so dass dieser nicht mehr herausrutschen kann.

Wie mit Hilfe dieser Techniken ein simples Satteldach-Tarp zwischen 2 Bäumen aufgebaut werden könnte, ist nachfolgend kurz beschrieben:

1. Geeigneten Lagerplatz finden, mit 2 geeigneten Bäumen

2. An jedem der 2 Bäume einen Einhängepunkt anbringen (Variable Schlingen können fertig geknotet im Rucksack mitgenommen werden, bei zu dicken Bäumen kann eine zu kurze Schlinge ggf. rasch mit einer zweiten verlängert werden):

3. Eine ausreichend lange variable Schlinge (kann fertig mitgenommen werden) per Schnellverbindungen zwischen beiden Einhängepunkten einhängen, erste Schnellverbindung fest, zweite lose, damit sich der Bolzen beim Spannen frei mitdrehen kann. Erste Schnellverbindung so positionieren, dass der Topsegelschotstek beim Spannen nicht durch die Schnellverbindung hindurchgezogen werden muss. Fertig ist die (doppelte) Ridgeline.
Wer lieber ohne Ridgeline arbeitet, nimmt statt dessen 2 kürzere Schlingen vom jeweiligen Baum zur Tarpöse. Vorteile: geringerer Schnurbedarf, keine Regentropfen, die an der Ridgeline ins Tarpinnere laufen, Tarpfirst muss hinterher nicht noch extra gespannt werden.

4. Abspannleinen (entweder variable Schlingen oder Schnüre mit je einer variablen Schlaufe an den Enden) mit Schnellverbindungen an den Tarpösen befestigen und um die Häringe legen, spannen, fertig.

Jeder mag ggf. selbst die beschriebene Methode für andere Tarpformen anpassen. Insbesondere für Knoten-Anfänger hat die Methode auch den besonderen Charme, dass vor Ort am Lagerplatz kein einziger Knoten geknüpft werden muss, sofern bereits zuhause alle benötigten Schlingen und Schlaufen in aller Ruhe vorbereitet worden sind. Umgekehrt muss beim Abbau kein Knoten gelöst werden.

Ein weiterer Tipp zu den Einhängepunkten: Deren Schnur rutscht beim Spannen der Ridgeline nicht um den Baum herum, wodurch dessen Rinde und die darunter liegenden Wasseradern geschont werden. Zusätzlich verteilt sich der Druck auf zwei um den Baum herumführende Schnurstränge. Umso besser, wenn möglichst dicke und weiche Schnur verwendet wird.



Naked Survival (TV-Sender DMAX): Was kann man daraus lernen?
07.08.2022

"Naked Survival" ist eine TV-Survival-Challenge, bei der in der Standardversion jeweils ein Mann und eine Frau nackt irgendwo in der Wildnis ausgesetzt werden und dort 21 Tage lang in einem selbst zu wählenden und zu bauenden Lager überleben sollen. Die Anzahl der Ausrüstungsgegenstände ist stark eingeschränkt: Jeder darf einen Gegenstand seiner Wahl mitnehmen, bei besonders schwierigen Umgebungsbedingungen gibt es noch einen extra, z.B. einen Kochtopf.

Je nachdem, in welcher Art Gegend sich die Teilnehmer behaupten müssen, treten unterschiedliche Probleme in den Vordergrund:

1. Viel zu wenig Erfolg bei der Nahrungsbeschaffung! Die Teilnehmer magern ab, sind z.T. so geschwächt, dass sie aufgeben. In den gesamten 21 Tagen werden fast nie wirksame Methoden für eine auch nur halbwegs hinreichende Nahrungsbeschaffung gefunden. Insbesondere wenn es darum geht, längere Strecken zurückzulegen, bleibt viel zu wenig Zeit zur Nahrungsbeschaffung, wie bereits der legendäre Rüdiger Nehberg auf seinem Deutschlandmarsch erfahren musste.
Fazit: Packt Nahrung, Nahrung und nochmals Nahrung (soll heißen: Kalorien, Kalorien und nochmals Kalorien) in euren Fluchtrucksack!

2. Wenn der Hunger kommt, reden Alle von Proteinen. Vergesst das! Natürlich benötigt der Körper auch eine gewisse Menge Proteine, aber was er kurzfristig vor Allem braucht, sind Kalorien. Und da der Brennwert von Fett doppelt so groß ist wie der von Proteinen oder Kohlenhydraten, ist fette Beute die beste Beute. (Im Gegensatz zum frei wählbaren Proviant ist das bei Beute aber graue Theorie, da man im Ernstfall nehmen muss, was man kriegen kann.)

3. Nahrungszubereitung: Zugegeben, am Stock gegrillte Fische, Schlangen, Vögel, Nager etc. schmecken am leckersten. Nur tropft dabei ein erklecklicher Teil des so wertvollen Fetts ins Feuer. Warum nur wird die oft erbärmlich kleine Fleischportion von all den Survivalspezialisten praktisch nie gekocht, auch wenn ein Kochtopf vorhanden ist? Wenn die Brühe mitgegessen, bzw. -getrunken wird, geht praktisch nichts verloren! Weitere Vorteile: Es kann auch nichts verkokeln, und die Trinkflüssigkeit hat Geschmack.

4. Man bekommt den Eindruck, die Teilnehmer treten die Challenge allesamt an, ohne vorher jede Menge "Naked Survival"-Folgen aufmerksam konsumiert zu haben. Wie ist es sonst zu erklären, dass die anscheinend mit Abstand wirksamste Methode zur Moskitoabwehr, das Einreiben mit Asche, von kaum einem Teilnehmer praktiziert wird?

5. Nacktheit: Selten ist dabei Kälte das Hauptproblem, fast immer aber das Laufen (wegen Steinen, Dornen etc.). Schuhe sind wichtig, außer ihr lauft sowieso immer und überall barfuß und habt genügend Hornhaut.

6. Manche gehen mit der Machete nicht schonend um, stochern damit im Boden, hacken auf einem Stein(!) liegende Nüsse ... und wundern sich irgendwann, dass die Arbeit mit dem immer stumpferen Messer immer mühsamer wird.

7. Auf die Idee, nebenbei nach einen geeigneten Stein Ausschau zu halten, mit dem das Messer nachgeschärft werden könnte, ist in all den Folgen, die ich mir angesehen habe, niemand gekommen.

8. Wenn ihr einen Angelhaken und 10 m Angelsehne habt, glaubt bloß nicht, ihr könnt diese dünne glatte Schnur so greifen, dass ihr einen Fisch daran aus dem Wasser zieht (ein gewisser Bülent glaubte das offenbar). Bindet zur zweifachen Sicherheit das Sehnenende am Ufer fest und knotet an geeigneter Stelle zum Ziehen einen stabilen Holzgriff an die Sehne.

9. Nehmt nichts mit, das ihr normalerweise auch in der Natur vorfinden werdet, nutzt die freie Kapazität lieber für etwas Anderes. Ein Teilnehmer nahm doch glatt einen selbstgebastelten Feuerbohrer mit (der dann noch nicht einmal wie erhofft funktionierte, seine Partnerin war, verständlicherweise, stinksauer).

10. Selbst diejenigen, die einen Feuerstarter dabei hatten, brauchten oft Tage, manchmal viele Tage, bis sie damit ein Feuer entzünden konnten (kein absolut trockener Zunder verfügbar). Hätten sie ein Feuerzeug mitnehmen dürfen, hätten sie fast immer ihr Feuer in nullkommanichts am Brennen gehabt.

11. Solch eine Challenge, wie auch eine echte Notsituation, kann richtig höllisch werden, wenn einer der Betreffenden ein psychisches Problem mit sich herumschleppt. Beispiele dafür: Minderwertigkeitskomplexe, Übermäßiges Ego, auf eigene Geschlechterrolle fixiert, ... Zwar konnten sich viele der Teilnehmer irgendwann doch einigermaßen zusammenraufen, bis dahin hatten sie aber viel Zeit und Energie mit Animositäten unnütz vergeudet.
(Auch diese Erkenntnis ist eher von theoretischem Interesse, denn wer kann sich in einer Notlage schon seine Mitstreiter aussuchen? Obwohl: schlimmstenfalls kann allein weitermachen eine rettende Option sein.)



Wieviel Marschverpflegung brauchst du?
29.07.2022

Schaut man sich im deutschsprachigen Internet um, findet man zur Frage "wieviel Nahrung wird fürs Marschieren benötigt" kaum etwas Brauchbares. Zwar gibt es sogar den einen oder anderen Kalorienrechner, aber in der Regel weiß man dabei nicht, wie die Ergebnisse zustande kommen.

Ich habe daher im Englischsprachigen gesucht, das ist bei wissenschaftlichen Fragestellungen fast immer sehr viel ergiebiger, und bin dabei relativ schnell auf eine wissenschaftliche Publikation aus der Militärforschung gestoßen. Deren Ergebnisse beruhen zwar nur auf Messungen an jungen, gesunden und leistungsfähigen Leuten, aber das dürfte für die meisten von denen zutreffen, die längere Backpacking-Touren durch einsame Gegenden unternehmen. na ja, eine Menge von ihnen könnten durchaus schon etwas in die Jahre gekommen sein.

Im Wesentlichen wird in der Publikation beschrieben, wie gut unterschiedliche Berechnungsformeln die tatsächlich gemessenen Nahrungs-Energieverbräuche bei unterschiedlichen Marschgeschwindigkeiten und Steigungen wiedergeben. Auf Grundlage der in diesem Sinne genauesten der Formeln habe ich eine Excel-Tabelle erstellt und diese so weit aufgebrezelt, dass man damit direkt die benötigte Marschverpflegung abschätzen kann. Am Ende müssen lediglich die gewählten Lebensmittel in den gewählten Mengen beschafft und eingepackt werden.

Die Tabelle, sie wurde mit Libre Office erstellt, könnt ihr frei herunterladen:
- als .xls:
grimm-2022_nahrungs-energiebedarf-beim-marschieren_220726.xls
- als .ods:
grimm-2022_nahrungs-energiebedarf-beim-marschieren_220726.ods



Zuverlässige Bushcraft-Taschenlampe
08.06.2022 / Überarbeitet am 20.07.2022

Wer nachts in der Finsternis einmal unbedingt Licht benötigt, wird nicht sehr erbaut darüber sein, wenn seine einzige Taschenlampe ausgerechnet jetzt versagt. Ich habe etliche kleinere und größere, ganz billige und etwas teurere Taschenlampen erstanden und verwendet, und dabei folgende Erfahrungen gemacht:
  • Bei Billiglampen gibt es häufig Kontaktprobleme, die fast immer durch Auf- und Wiederzuschrauben behebbar sind. Manchmal hilft es, die Lampe kräftig gegen Holz zu schlagen.
  • Die standardmäßig am Lampenende eingebauten Druckschalter klemmen manchmal.
  • Fast immer ist der Schalter so angebracht, dass in Rucksack oder Hosentasche andere Gegenstände dagegen drücken und so die Lampe unbeabsichtigt einschalten können, was ggf. dazu führet, dass die Batterien verbraucht sind, wenn man die Lampe benötigt. Das war die häufigste Versagensursache, bevor ich Maßnahmen dagegen ergriffen habe.
Unterschiedliche probate Maßnahmen gegen unbeabsichtigtes Einschalten sind auf den nachfolgenden Fotos dargestellt:
  • A: Aufgestecktes Silikonschlauch-Stück für Endschalter
  • B: Durchbohrtes Stück Silikonplatte, gehalten durch Stück Rennradschlauch
  • C: Drahtbügel um Schalter herum, mit Zweikomponentenkleber befestigt. (Der Schalter selbst ist leider eher filigran aufgebaut, ich musste ihn bereits 2 mal reparieren.)
  • D: Eine Billigst-Lampe in einem alten Stuhlproben-Röhrchen, in das sie zufällig genau hineinpasst. Zum Schalten muss das Röhrchen aufgeschraubt werden.
  • E: Eine "historische" Taschenlampe, umgebaut: Glühbirnchen durch 3 LED + Widerstände ersetzt, statt der nicht mehr erhältlichen 4,5-V-Flachbatterie ein Batteriehalter, sowie geschlossenporige Schaumstoffstückchen zum Fixieren desselben. Das altertümliche Schaltersystem ist sehr zuverlässig und wird so gut wie nie unbeabsichtigt betätigt.
  • F: Komplett selbst gebaute Lampe mit 3 LED: Der hochwertige Schalter ist innen montiert, so dass unbeabsichtigtes Betätigen ausgeschlossen ist.
Zu den Lampen E und F: Beide sind jeweils mit 2 LED mit großem und 1 LED mit engem Abstrahlwinkel ausgestattet, um sowohl einen großen Bereich auszuleuchten als auch eine gewisse Leuchtweite zu erreichen. Im Gegensatz zu den käuflichen Taschenlampen (A, B und D), die im Vergleich zu alten Glühbirnchen-Versionen viel heller leuchten, aber nicht länger, basieren E und F auf der Philosophie, dass beim Bushcraften allzu helles Licht unnötig, und sogar ungünstig, (Blendwirkung, Entdeckungsgefahr) ist, während es vorteilhaft ist, wenn bei geringer Belastung die Batterien sehr lange Zeit vorhalten. Dabei hilft zusätzlich, dass E und F mit AA-Batterien ausgestattet sind, während A, B und D lediglich mit den kleineren AAA-Batterien bestückt werden. F wiegt 154 g. Durch den Verzicht auf elektronischen Schnickschnack ist Wassereindringen kein Problem (bei den übrigen Lampen hätte ich damit starke Bedenken). Beide Lampen werden auch dann zuverlässig funktionieren, wenn sie einmal komplett geflutet sind. Später können sie in Ruhe wieder getrocknet werden. Lediglich bei längerem Liegen in Salzwasser wird die Batterie langsam entladen und insbesondere stromführende Teile werden schneller als üblich korrodieren. Ggf. also baldestmöglich wieder mit Süßwasser ausspülen.

Die nächste Variante meiner Selbstgebastelten soll 6 LEDs erhalten, darunter 1 oder 2 rote (Rotlicht beeinträchtigt angeblich weniger die Nachtsicht). Durch 3 Schalter sollen 1, 2 und 3 der LEDs unabhängig voneinander schaltbar sein, so dass der Beleuchtungsmodus an wechselnden Bedarf angepasst werden kann, und ein Ausfall von einem der Schalter kein großes Problem darstellt.

Und noch eine Bemerkung zu den Ergebnissen von Lampen-Tests, die einige Bushcraft-Youtuber posten: Meist wurde nur eine einzige Probelampe getestet, was für eine vernünftige Beurteilung viel zu wenig ist. Fünf oder zehn sollten es schon mindestens sein, sonst ist das Ergebnis eher Glücks- bzw. Pechsache.






Anmerkungen zum "Fluchtrucksack"
05.06.2022

Man kann ihn selbst packen oder fertig kaufen. Im Notfall kann es dann sehr schnell gehen: Fluchtrucksack schnappen und ruckzuck im Wald verschwinden. Vorausgesetzt natürlich, der Fluchtrucksack ist gerade in der Nähe (daheim, Pkw-Kofferraum, Urlaubsdomizil, ...) und der nächste Wald hoffentlich auch.

Der Rucksack und die Ausrüstung sind idealerweise in Camouflage bzw. Tarnfarben zu wählen. In Tarnfarben auf sich aufmerksam zu machen, ist sehr viel einfacher als sich im orangefarbenen Outfit zu verstecken. Die Youtuberin Vanessa Blank gibt zwar zu bedenken, dass man womöglich besser nicht als Soldat fehlerkannt wird [https://www.youtube.com/watch?v=Dio8_xyWDXo], und im Kriegsfall kann das tatsächlich von Nachteil sein, allerdings schießen z.B. russische Soldaten anscheinend auch gern mal auf Zivilisten, und wer weiß schon vorher, wer sonst noch dich besser nicht entdeckt (weil er z.B. scharf auf deine Ausrüstung ist). Erstmal gar nicht gesehen werden und selbst entscheiden können, wann du dich wem zu erkennen gibst, scheint mir die beste Option. Die Handhabung von Rucksack und Inhalt sollte aus den gleichen Gründen möglichst geräuscharm möglich sein. Klettverschlüsse also besser vermeiden. Knöpfe und Schnallen sind leiser zu bedienen als Reißverschlüsse.

Was sollte rein? Mein Tipp: Erstmal alles, was du auch auf eine mehrtägige Bushcrafttour mitnehmen würdest. Sofern noch nicht dabei, Utensilien zum Fallenstellen hinzufügen: Vor Allem Angelhaken, Angelsehne, Paracord in unterschiedlichen Stärken. Mittel zur Orientierung und zur Telekommunikation, evtl. einschließlich Ersatzbatterien oder Powerbank/Solarpanel. Dann noch mehr Nahrung und Wasser, bis dein persönliches Rucksack-Maximalgewicht erreicht ist. (Ruhig großzügig bemessen, wegwerfen kannst du notfalls immer noch). Dann überlege, was evtl. entbehrlich ist, um noch mehr Nahrung oder Wasser einzupacken.

Bedenke dabei:
  • Ein warmer Schlafsack vermindert deinen Energiebedarf (=Nahrungsbedarf) erheblich.
  • Auch bei starkem Regen trocken zu bleiben ist nicht nur Komfortsache, auch das spart Nahrungskalorien.
  • Vitamine und Spurenelemente findest du normalerweise in der Natur (ansonsten pack Brausetabletten ein). In erster Linie brauchst du Kalorien. Nüsse, Nudeln, Reis, Salami, Schokolade z.B. wären geeignete Marschverpflegung, evtl. dazu etwas Trockenobst. (All das ab und zu verspeisen und durch neues ersetzen.) Vergiss Frischgemüse, Konserven etc.
  • Bemesse die Wassermenge je nach dem zu erwartenden Schwierigkeitsgrad, Wasser zu finden. Preiswert und ok sind Plastikflaschen mit stillem Mineralwasser.
  • Regenjacke, Regenhose, Rucksacküberzug und Zeltplane sind zwar nützlich, ein Regenponcho kann aber alle 4 Funktionen übernehmen und wiegt weniger. Mit zweien davon kannst du sogar unter Regenschutz ein kleines Tarp aufbauen.
  • Gibt es für einzelne Ausrüstungsgegenstände (z.B. Schlafsack) eine kleinere oder leichtere Version?
  • Ein leichtes Gebrauchsmesser plus Klappsäge sind i.A. praktischer und eher leichter als ein großes Haumesser.
  • Was in Erste-Hilfe-Packs üblicherweise fehlt (kein Treffer bei Websuche nach "bushcraft erste hilfe set povidon-jod" im betr. Zusammenhang): Eine Tube Povidon-Jod-Salbe. Damit kriegst du fast jede Wundinfektion in den Griff oder kannst ihnen direkt vorbeugen. (Jodallergiker: Vorsicht! Dieser Tipp ist nicht für euch gedacht!)
  • Für den Fall, dass die Zivilisation nicht ganz und gar zusammengebrochen ist, ist eine gute Portion Geld wichtig.
Meine Empfehlung ist, einen Fluchtrucksack ggf. unbedingt selbst zu packen. Von denen, die man fertig kaufen kann, hat mich bisher keiner so richtig überzeugt. Wer noch nie eine Nacht im Wald verbracht hat, kann ihn ja dennoch fertig kaufen, sollte die Gebrauchsanweisung (vorhanden??) aber nicht erst im Ernstfall im Wald kurz vor Einbruch der Dunkelheit lesen.

Für das Selbstpacken gibt es haufenweise Empfehlungen im www. Diese Anregungen ruhig überdenken. Etwas befremdlich finde ich, dass häufig Minirucksäcke mit weit unter 60 L empfohlen werden. Es geht ja bei einem Fluchtrucksack nicht um eine Tagestour.

Zusatzbemerkung, 27.12.2022: Ukrainer auf der Flucht berichteten, sie seien mit kleinen, leichten Rucksäcken unterwegs gewesen, um notfalls schnell rennen zu können. Erfahrungen aus einer bitteren Realität, die wir ernst nehmen sollten. Für entsprechende Situationen empfehle ich dennoch einen eher größeren Rucksack, der dann allerdings nur das Allerwichtigste enthält und somit noch leicht genug ist, um damit schnell rennen zu können. Die restlichen Dinge können in zwei kleineren Reisetaschen (Gewichtsverteilung beim Tragen), die man nötigenfalls einfach loslassen kann, zusätzlich mitgenommen werden. Falls man sie nicht irgendwo zurücklassen muss, packt man deren Inhalt später in den (hinreichend voluminösen) Rucksack um.



Wie realistisch sind aktuelle Survival-Challenges?
25.05.2022

Auf diversen TV-Kanälen und Webplattformen kann man sie mitverfolgen: Survival-Challenges wie z.B. "Das Survival-Duo", "7 Versus Wild", "Naked Survival", "Ed Stafford - das nackte Überleben" und zahlreiche weitere. Während Ed Stafford z.T. als Ultrapurist agiert und weder Kleidung noch Ausrüstungsgegenstände mitführt, also ein richtig übles Szenario durchspielt, dürfen die Teilnehmer anderer Challenges einige Gegenstände mitnehmen, wobei die Spielregeln üblicherweise deren Anzahl begrenzen.

Das Entscheidungsproblem, welche 2, 3 oder wieviel auch immer Gegenstände man im Notfall dabei haben möchte, geistert auch sonst quer durch die Survival-Szene. Mit Realität hat das aber rein gar nichts zu tun, sondern verführt eher dazu, sich ausrüstungstechnisch auf Multifunktionales zu konzentrieren, insbesondere auf überdimensionierte, schwere "Rambo"-Messer mit Sägerücken und irgendwelchem Kleinkram im Griff, mit denen man zwar hacken, sägen und schnitzen kann, aber jeweils schlechter als mit einem Beil, einer Säge und einem stabilen Gebrauchsmesser. Realitätsnahe "Spielregeln" habe ich bislang noch bei keiner Survival-Challenge entdeckt. Wie aber müssten solche Spielregeln aussehen?

Das Problem dabei ist: Sie müssten individuell ganz und gar unterschiedlich sein. Die Kernfragen: Bei welcher Gelegenheit wäre ein "Survivalfall" überhaupt vorstellbar? Was hättest du dann üblicherweise an Kleidung und Gegenständen dabei? Einige denkbare Szenarien:
  • Bei einer Wildnistour verirrt oder havariert
  • Tief im Wald ins eiskalte Wasser gefallen und klatschnass
  • Hastig (vor wem auch immer) aus der Wohnung geflüchtet und gezwungen, sich für eine Weile im Wald versteckt zu halten
  • Das Gleiche, jedoch außer Haus, mit dem, was man üblicherweise immer dabeihat
  • Schiffbrüchig
  • Flugzeugabsturz in der Wildnis überlebt
Optimal ausgestattet wärest du grundsätzlich auf einer Wildnistour, es sei denn wichtige Ausrüstungsteile wären verloren gegangen. Sehr ungünstig wäre dagegen ein Flugzeugabsturz: Wenn du dann nicht an dein Gepäck kommst, hättest du legal nicht mal eine Nagelfeile dabei. (Einige 10 Meter Paracord wären aber wohl möglich, vielleicht sogar ein Feuerzeug???) Und was hättest du im Alltag, am Arbeitsplatz, beim Waldspaziergang etc. dabei? Messer? Säge? Feuerzeug(e)? Schnur? Was trügest du etwa am Leib?

Genau diese Gegenstände und diese Kleidungsstücke wären deine individuell auf dich zugeschnittene Ausstattung bei einer Survival-Challenge. Ungerecht, aber so ist das Leben. Ein Trost immerhin: Du läufst vermutlich eher nicht splitternackt durch den Alltag, also hättest du so merkwürdige Ausgangsbedingungen wie z.B. bei "Naked Survival" wohl nicht zu befürchten.



Was habe ich eigentlich mit Bushcraft zu tun?
25.05.2022

Das ist eine berechtigte Frage, man will ja schon gerne wissen, von wem die nachfolgenden Tipps stammen. Also: Ich bin ein eher kleines Licht unter den Abenteurern. Keine Grönlandüberquerung, keine Radtour um die Welt, keine Atlantiküberquerung auf dem SUP. Nur zahlreiche Übernachtungen im Harzwald, selbstgebaute Campingkocher, eine Radtour durch Islands Wüsten und ein paar weitere in DE, Madeira süd-nord mit Rucksack + Zelt und etliche Paddeltouren etc. in Norwegen. Jetzt, inzwischen im zarten Rentenalter, bin ich regelmäßig im Harz unterwegs mit ein paar Kumpels. Wir bauen Unterschlüpfe, testen Tarps und selbstverständlich kochen und braten wir draußen Kaffee und Essbares. Und im Wesentlichen war's das auch schon. (Na ja, nicht ganz. Mal wieder Island könnte ich mir schon noch vorstellen.)



Hinweis: Im Vergleich zu einem Video kommt ein Blog mit sehr viel geringeren zu übertragenden Datenmengen aus. Der Großteil davon wird durch Bilder verursacht. Um unnötige Bildübertragungen zu minimieren, werden bei älteren Beiträgen ggf. die Bildaufrufe durch Links auf die betreffenden Bilder ersetzt, so dass diese bei Bedarf gesondert heruntergeladen werden können.
Schleichwerbung: Ich werde von niemandem gesponsert und von niemandem dafür bezahlt, bestimmte Produkte zu "promoten". Soweit es sinnvoll ist, Hersteller oder Händler für einen bestimmten Gegenstand zu nennen, werde ich das natürlich tun, dies ist dann normalerweise eine bloße Info, ohne Empfehlungscharakter. Soweit Herkunftshinweise oder Firmenlogos auf Fotos erkennbar sind, habe ich beim Fotografieren nicht darauf aufgepasst und wollte die betreffende Stelle dann auch nicht nachträglich vernebeln.

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