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Grimm, H.:

Blog: Klima, Energie und CO2

http://www.wissenschaft-technik-ethik.de/blog_klima-energie-co2.shtml
zuletzt aktualisiert am 16.04.2024

Auf dieser Seite werden Kurzbeiträge zum o.g. Thema in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht. Blogs zu weiteren Themen sind auf der Sitemap verlinkt: Sitemap/Blogs



Inhalt:
16.04.2024: Klimaschutzgesetz-Reform endlich "durch": Wochenend-Fahrverbote vom Tisch - richtig so!
14.04.2024: Wochenend-Fahrverbot: Wer und was steckt dahinter?
01.10.2023: Nachgerechnet: Wie klimaschädlich sind Online-Bestellungen und Versandhandel im Vergleich zum Einkaufsbummel?
21.07.2023: Globale Erwärmung: der deutsche und der europäische Anteil
15.04.2023: Absorbiert das bereits in der Atmosphäre vorhandene CO2 bereits die gesamte Wärmeabstrahlung?
31.03.2023: Lützerath: geopfert nur zur Gewinnmaximierung für gierige Stromkonzerne?
05.02.2023: Greta Thunberg, "Fridays for Future" und die "Letzte Generation": Demos am falschen Ort?
05.08.2022: Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke: Möglicherweise doch sinnvoll?
05.08.2022: Gas wird knapp: Helfen jetzt Heizlüfter?
19.07.2022: Wie sinnvoll wäre eine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke?
09.04.2022: Installierte Leistung und tatsächliche Stromerzeugung
09.04.2022: Energie-"Erzeugung": ein unzulässiger Begriff?
31.03.2022: Die CO2-Bilanz der Elektrifizierung



Klimaschutzgesetz-Reform endlich "durch": Wochenend-Fahrverbote vom Tisch - richtig so!
16.04.2024

Grüne und SPD haben nun offenbar eingesehen, dass es nicht sinnvoll ist, die THG-Minderungsziele auf die unterschiedlichen "Sektoren" (Stromerzeugung, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft, ...) zu verteilen (1). Warum das nicht sinnvoll ist, hatte ich im vorangegangenen Beitrag ja bereits erläutert. Dass die politischen Akteure nun so rasch das einzig Richtige beschlossen haben, hat mich angenehm überrascht.

Kritik an der Gesetzesreform kommt, wie sollte es anders sein, von der DUH (deutsche Umwelt-Hilfe) und dem Nabu, beide nicht unbedingt charakterisiert durch allzu fachkompetente Aussagen (2). Ihrer Meinung nach hätten andere Maßnahmen für die (vor Kurzem noch gebotene) Emissionsminderung von mehr als 20 % im Verkehrssektor ausgereicht. Eine überaus optimistische Sichtweise, wie im Folgenden dargelegt ist.

1. Tempolimits: Zwar hat das UBA jüngst verkündet, dass mit einem Tempolimit (120 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen) doch mehr THG-Emissionen "einsparen" ließen als bislang angenommen, doch beruht ein Großteil der nun veranschlagten ca. 8 Mio t p.a. auf reiner Spekulation (Umstieg auf ÖPNV, vermehrte Nutzung von Abkürzungen über Bundesstraßen, und dass sich die Autofahrer an die Tempolimits auch tatsächlich halten!). Bei der DUH glaubt man darüber hinaus, mit noch weitgehenderen Tempobeschränkungen sogar 11 Mio t p.a. THG einsparen zu können, was auch nur gerade mal die Hälfte der geforderten 22 t p.a. wäre, und auch nur dann, wenn es genau so funktioniert wie erträumt.

2. Steuern für Flugbenzin (Kerosin) und Schiffsdiesel: Selbst wenn dies Wirkung zeigen sollte, würde es etliche Jahre dauern, bis diese einträte. (das heißt nicht, dass man es nicht tun sollte, aber ein Fahrverbot in 2024 könnte man damit nicht verhindern.

3. Für Dienstwagen-Käufe nur noch sparsame Fahrzeuge zulassen: Selbst wenn auf diese Weise nennenswerte THG-Mengen vermieden werden könnten, käme auch hierbei der Effekt viel zu spät.

Wenn angesichts all dieser vollkommen unzureichenden Vorschläge Nabu-Präsident Krüger die Aussicht auf möglicherweise notwendige Fahrverbote als "populistische Panikmache" bezeichnet (#rnd), dann ist genau das der wahre Populismus.

(1): "Gerecht" ging es dabei nie zu: Bei der Verteilung der zu erreichenden Emissionsminderung war die Landwirtschaft weitgehend verschont worden. Offenbar wurden Klimaschutzmaßnahmen in diesem Sektor als besonders schwierig angesehen. Das sind sie aber im Verkehrssektor auch.

(2): Argumentationsbeispiel (DUH-Chef Resch, #rnd): Laut Herrn Resch hätten die übrigen EU-Staaten ohne Fahrverbote "Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsbereich ergriffen, wie zum Beispiel Tempolimits". Tatsächlich ist in der übrigen EU (ohne Deutschland) der verkehrsbedingte THG-Ausstoß seit 1990 um ca. 32 % gestiegen (tolle Maßnahmen!), während Deutschland immerhin eine 9-%-Minderung hinbekommen hat. Und die Tempolimits der Anderen bestehen schon weit länger als das deutsche Klimaschutzgesetz und haben mit der THG-Emissions-Entwicklung herzlich wenig zu tun.

(#rnd): https://www.rnd.de/politik/fahrverbot-drohung-deutsche-umwelthilfe-wirft-wissing-verstoss-gegen-klimaschutzgesetz-vor-HTSP2VDPQJEBLLMKKVVNTQZ5LY.html



Wochenend-Fahrverbot: Wer und was steckt dahinter?
14.04.2024

Wieder einmal beunruhigt eine unselige Diskussion einen Großteil der Bevölkerung: Angeblich "drohe" Verkehrsminister Wissing mit Wochenend-Fahrverboten. Doch tatsächlich weist er nur auf die unausweichlichen Folgen hin für den Fall, dass nicht in Kürze die Reform des Klimaschutzgesetzes endlich beschlossen wird.

Diese Reform würde die unsinnige Einzelbetrachtung der Bereiche Verkehr, Gebäude, Stromerzeugung etc. beenden und unsere Treibhausgas(THG)-Emissionsminderung statt dessen als Summe über alle Bereiche messen. Das wäre äußerst sinnvoll aus folgenden Gründen:

Vernünftigerweise muss das Ziel sein, eine größtmögliche Minderung unserer THG-Emissionen zu erreichen bei geringstmöglichem Aufwand (geringstmöglichen Kosten), also bei größtmöglicher Effizienz. Da die größte erreichbare Effizienz für die einzelnen Bereiche sehr unterschiedlich ist, muss eine effizienzoptimierte THG-Minderung zunächst in den Bereichen erfolgen, in denen THG-Minderungsmaßnahmen bei geringsten Kosten am wirksamsten sind. Das in der bisherigen Klimaschutzgesetz-Fassung verankerte Gerechtigkeitsprinzip führt insgesamt zu unverhältnismäßig hohen Aufwendungen und muss daher schleunigst einer Gesamtbetrachtung weichen. Die FDP scheint das erkannt zu haben, während der Rest der Koalition sich anscheinend noch sträubt, das unsinnige Gerechtigkeitsprinzip endlich zu kippen.

Sollte dieses Gerechtigkeitsprinzip weiter erhalten werden, wäre der Verkehrsminister gezwungen, durch irgendwelche Maßnahmen die THG-Emissionen im Verkehrssektor um 20 % zu vermindern. Als einziges effizientes Mittel zur THG-Minderung stünde ihm das allgemeine Tempolimit zur Verfügung. Dies hätte m.E. schon längst eingeführt sein müssen (Schande über die FDP), nichtsdestotrotz könnte damit auch im günstigsten Falle nicht einmal die Hälfte der 20 % THG-Minderung erreicht werden.

Schuld daran, dass im Verkehrsbereich bislang so wenig THG-Minderung erfolgt ist, ist im Übrigen nicht die Politik, sondern wir Autofahrer und Urlauber: Weil viele von uns lieber größere als kleinere Autos fahren, weil viele von uns auch gern mal vermeidbare Fahrten unternehmen, weil viele von uns gern weit in den Urlaub reisen (Flugverkehr) usw. Wie aber sollte ein Verkehrsminister uns von diesen unseren Gewohnheiten abbringen? Appelle gab es ja genug. Auch die oft gescholtenen deutschen Autobauer können nichts dafür. Würden sie die Produktion ganz auf Kleinwagen umstellen, würden wir Autofahrer unsere begehrten Kleinbusse, Geländewagen, Pickups, Groß-SUVs, Sportwagen, Oberklassewagen usw. einfach bei der ausländischen Konkurrenz kaufen.

Sollten also Grüne und SPD nicht baldigst ihren Widerstand gegen die Treibhausgasgesetz-Reform aufgeben, wäre ein Wochenend-Fahrverbot (gemildert durch ein allgemeines Tempolimit) tatsächlich wohl das einzige Mittel, die geforderten 20 % (möglicherweise!) zu erreichen. Herr Wissing will diese Notmaßnahme offensichtlich gar nicht, nur: Was sollte er denn sonst machen? Autos ganz verbieten? Das triebe Heerscharen von Wählern weg von den Koalitionsparteien, wohin auch immer (selbst wenn unsere Gerichte das Ganze direkt kassieren würden). Und ohnehin ist fraglich, ob das Spektakel überhaupt die gewünschte Wirkung erzielen würde. Wenn Wochenendfahrten z.T. an anderen Tagen nachgeholt werden, verbunden mit dadurch verursachten zusätzlichen Staus und dadurch erhöhtem Krafstoffverbrauch, könnte die theoretisch erzielbare THG-Minderung deutlich unter der Zielmarke liegen. Und was dann?

Wie sähe die ganze Sache eigentlich aus, wenn der Verkehrsminister ein Grüner wäre?

Quellen:
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fahrverbote-alle-fragen-und-antworten-zum-vorstoss-von-verkehrsminister-wissing/100031946.html
(Stand vom 14.04.2024)

PS: Nein, ich möchte hier kein Grünen-Bashing betreiben. Die Grünen waren, anders als die SPD, z.B. eher eine treibende Kraft bei den dringend notwendigen Waffenlieferungen an die Ukraine. Ein grüner Minister war maßgeblich an der (letztendlich erfolgreichen) Sicherung der Gasversorgung beteiligt. Das dürfen wir ihnen nicht vergessen. Andererseits sind sie m.E. in Punkto Klimaschutz eine Spur zu forsch. Und verhindern z.Zt. die Reform eines zur Ineffizienz zwingenden Gesetzes. Während die FDP immer wieder verhindert, dass Reiche und sehr Wohlhabende sich wenigstens etwas mehr am Gemeinwohl beteiligen (z.B. Spitzensteuersatz), und die SPD Diverses ausbremst, insbesondere die Ukraine-Waffenhilfe. Kritikpunkte gibt es bei jeder Partei von grün bis schwarz, damit müssen wir leben. An das jedoch, was Parteien am linken und rechten Rand im Regierungsfalle so veranstalten würden, möchte ich lieber nicht denken.



Nachgerechnet: Wie klimaschädlich sind Online-Bestellungen und Versandhandel im Vergleich zum Einkaufsbummel?
01.10.2023

Im Rahmen seiner Kolumne "Nachgedacht" schrieb Jörg Kleine, Chefredakter der Goslarschen Zeitung (GZ), in der Ausgabe vom 23.09.2023 über "Lastwagen, die viel Luft befördern". Gemeint ist damit die Luft in den gemessen am Inhalt z.T. viel zu großen Verpackungen. Dadurch würden unnötig viele LKW-km gefahren (mit entsprechend erhöhtem Dieselverbrauch), wird im Beitrag behauptet, und des Weiteren, dass "der heimische Einkaufsbummel" sowohl zur Entlastung von Autobahnen beitragen würde, als auch klimaschonend wäre. Doch stimmt das?

Zunächst zur Auswirkung angepasster Kartongrößen: Betrachtet man einen Sattelzug mit einem Standardcontainer, können damit je nach Fabrikat bis zu ca. 22 t oder bis zu 66 m^3 befördert werden. Auf Planen-LKW kann auch etwas mehr Stauvolumen zur Verfügung stehen. Nehmen wir an, es werden Pakete mit durchschnittlich 10 L pro 1 kg befördert (beim Versand von Textilien z.B. entspräche das schätzungsweise 80 % "Luft" im Paket), dann könnten in der Praxis (wegen Hohlräumen zwischen verschieden großen Paketen) etwa 50 m^3 genutzt werden, also gerade mal 5 t Nutzlast pro Fuhre befördert werden. Wären alle Pakete halb so groß, was immer noch ausreichend wäre, könnte der LKW die doppelte Menge (10 t) transportieren, die Anzahl der vom Versandhandel verursachten LKW-Fuhren würde halbiert, und dementsprechend auch die Klimagas-Emissionen verringert.

Doch könnte man, wie im GZ-Beitrag "Nachgedacht" behauptet, durch Einkaufen statt Bestellen den Kraftstoffverbrauch, und damit den CO2-Ausstoß, verringern? Um mehr Klarheit in dieser Sache zu erhalten, habe ich hierzu "nachgerechnet".

Da die zugrundeliegenden Daten größtenteils schwer oder gar nicht zu ermitteln wären, musste ich statt dessen von plausiblen Annahmen ausgehen. Diese können von den tatsächlichen Werten jeweils in beide Richtungen abweichen. Und nein: Die Annahmen habe ich nicht "nachkorrigiert", um am Ende ein mir genehmes Resultat zu erhalten. Wozu auch, mir wäre in diesem Falle jedes Resultat recht gewesen.

Und hier nun die Berechnung zum Vergleich von drei Möglichkeiten, sich die Waren unserer Wünsche zu beschaffen (Daten zu LKW, Lieferwagen etc. siehe weiter unten):

Für das durchschnittliche Paket angesetzt: 2 kg Inhalt (z.B. Textilien oder Schuhe) mit 4 L Eigenvolumen und 80% "Luft" im Paket: also mit einem Paketvolumen von 20 L.

1. Großversand mit eigenem Fuhrpark
* Zentrallager
LKW 22 t: Transport 11000 Paketinhalte mit 44 m^3 Volumen über 600 km i.D. : 240 L Diesel : 0,022 L/Paketinhalt
* Auslieferungslager (Verpackt wird hier)
Lieferwagen 160 Pakete, 200 km, 15 L/100km (häufige Stopps)
0,19 L/paket
* Endverbraucher
Gesamtverbrauch: 0,21 L/Paket

2. Kleiner Online-Handel mit Lieferung über Post
* Zentrallager (Verpackt wird hier)
LKW 50m^3 Pakete (wegen untersch. Größen 66 m^3 nur teilweise nutzbar): 2500 Pakete über 600 km i.D., 240 L Diesel:
0,096 L/Paket
* Auslieferungslager der Post
Lieferwagen fahren ohnehin, wegen Briefpost, einige Pakete jedoch nicht im Zusammenhang mit Briefpost, dafür pro Fuhre 50 km zusätzliche Fahrtstrecke angenommen, 100 Pakete pro Fuhre, 15 L/100km: 7,5 L Diesel
0,075 L/Paket
* Endverbraucher
Gesamtverbrauch: 0,17 L/Paket

3. Geschäft mit Selbstabholung
* Zentrallager
LKW 22 t: Transport entspr. 11000 Paketinhalte
über 600 km i.D. : 240 L Diesel : 0,022 L/Paketinhalt
* Ladengeschäft, Boutique, Kaufhaus etc.
Annahmen: 60% der Kunden kaufen vor Ort, z.T. zu Fuß, per Rad oder im Zusammenhang mit anderen Einkäufen (evtl. mit kl. Umweg), deshalb i.D. nur 0,5 Auto-km pro Paketinhalt angesetzt.
20% der autofahrenden Kunden sind ortsansässig, z.T. fahren 2 gemeinsam: i.D. 4 km/Paketinhalt angesetzt.
20% der autofahrenden Kunden wohnen in der Umgebung: i.D. 10 km/Paketinhalt angesetzt (Hin- u. Rückfahrt).
I.D. 3,1 km/Paketinhalt : 0,22 L/Paketinhalt
* Endverbraucher
Gesamtverbrauch: 0,24 L/Paketinhalt

Gemäß dieser groben Abschätzung tragen die Emissionen der Fern-LKW eher wenig zur Gesamtemission bei, diese wird hauptsächlich durch die Auslieferung bzw. Abholung der Waren verursacht (Ausnahme: der kleine Onlinehandel, bei dem jedoch insgesamt der geringste Klimaeffekt berechnet wurde). Die Unterschiede zwischen den 3 Szenarios sind aber so gering, dass es klimatechnisch ziemlich egal zu sein scheint, auf welche Weise man zu seinen Waren kommt. Doch Vorsicht: Berechnet wurde jeweils ein Mittelwert. Im Einzelfall entscheidet die Entfernung zum nächsten Geschäft, das die gewünschte Ware anbietet: Wer dafür auch nur wenige km extra fahren müsste, kann sich das Zeug wohl ohne schlechtes Umweltgewissen getrost bestellen.

Zugrundeliegende gesicherte Daten:

Sattelzug mit 20'-Standardcontainer:
bis ca. 22 t, bis 66,6 m^3, 35-40 L/100km

Lieferwagen (Sprinter):
bis 1 t, bis 7,8 m^3, 11 L/100km
Einzellieferung an Haushalte: 3 min pro Paket, 8 h/d Arbeitszeit angesetzt: pro Fuhre 160 Pakete, 200 km

PKW zur Selbstabholung: 7 L/100km
Nach: [Durchschnittsverbrauch der in Deutschland zugelassenen Pkw bis 2021, veröffentlicht von Statista Research Department, 15.09.2023] betrug 2021 der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch von PKW mit Ottomotor 7,7 L/100km Benzin, von PKW mit Dieselmotor durchschnittlich 7 L/100km. Klimatechnisch ist der Unterschied zwischen 7,7 L Benzin und 7 L Diesel gering, so dass ich alle Pkw i.D. als 7-L-Diesel angesetzt habe.



Globale Erwärmung: der deutsche und der europäische Anteil
21.07.2023

Aktivisten sowie Politiker, die sich als Klimaretter verstehen und, z.T. vehement, forcierte Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen fordern, sollten ehrlicherweise nicht davon reden, "wir" (Deutsche bzw. Europäer) müssten "das Klimaziel" (Anstieg der globalen Erwärmung bei maximal X °C stoppen) erreichen. "Wir" können das gar nicht, aufgrund "unseres" geringen Anteils daran.

Angenommen, alle übrigen Staaten würden ihre Treibhausgas-Emissionen im gleichen, starken Maße verringern wie "wir", und dass dadurch die globale Erwärmung auf 2 °C begrenzt werden könnte: dann wäre "unser" Anteil daran rund 2 % bzw. 5 % (DE bzw. EU), also 0,04 °C bzw. 0,1 °C.

Realistisch betrachtet, werden jedoch viele Staaten, insbesondere die Hauptemittenden (China und USA) von Klimagasen, keineswegs im gleichen Maße mit "uns" mitziehen, so dass eine Begrenzung auf 2 °C illusorisch ist. Alles, was wir Europäer mit "unseren" Anstrengungen erreichen können, ist z.B.:
1,9 °C statt 2,0 °C
2,9 °C statt 3,0 °C
4,4 °C statt 4,5 °C

Hierbei wurde vereinfachend vorausgesetzt, dass die globale Erwärmung proportional zur Menge der emittierten Klimagase sei, was vermutlich nicht exakt gegeben ist.

Obgleich 4,4 °C sicher besser ist als 4,5 °C, bedeutet doch der geringe Unterschied keine entscheidende Verbesserung. Folglich werden "wir" die Welt im Wesentlichen nicht vor der katastrophalen Entwicklung bewahren können, die ihr bevorsteht. Mit einem Viertel der Anstrengung könnten "wir" wahrscheinlich zumindest den halben Effekt erzielen, also 0,05 °C weniger durch Europa. Dann läge die Erwärmung zwar bei 4,45 °C statt bei "nur" 4,4 °C, es wären aber andererseits erhebliche Kapazitäten frei, um "unsere" europäischen Länder für die drohenden Veränderungen "fit zu machen". Und diesbezüglich gibt es viel zu tun:
  • neue (Trink-)Wasserspeicher
  • alte Wasserspeicher vergrößern
  • erheblich erhöhte Hochwasserschutz-Kapazitäten
  • Gebäude sturmsicherer machen
  • Wälder umstrukturieren
  • Waldbrand-Löschkapazitäten vergrößern
  • Busse und Bahnen starkwetterunabhängiger machen
  • ... und Einiges mehr
Es könnte für "uns" ziemlich blöd enden, wenn "wir" zu gegebener Zeit viel stärker als Andere von den Veränderungen gebeutelt würden, bloß weil "wir" als Einzige "unsere" gesamten Kräfte nur auf die Verringerung "unserer" Klimagas-Emissionen konzentriert hätten.



Absorbiert das bereits in der Atmosphäre vorhandene CO2 bereits die gesamte Wärmeabstrahlung?
15.04.2023

Das heute in der Atmosphäre insgesamt enthaltene CO2 entspricht einer ca. 3,5 m hohen Schicht aus reinem CO2 bei Normaldruck, die um den gesamten Erdball reicht. In den Wellenlängenbereichen, die von CO2 besonders stark absorbiert werden, genügen nur wenige cm reines CO2, um 90 % dieses Strahlungsanteils zu absorbieren, eine meterdicke Schicht absorbiert diesen Anteil praktisch vollständig. Daraus schließen Manche, dass auch bei weiter steigenden CO2-Gehalten keine zusätzliche Absorption zu erwarten ist, und damit das CO2 zu Unrecht als "Klimakiller" angesehen wird.

Dabei wird aber vergessen, dass für eine Einschätzung der Klimawirksamkeit von CO2 das gesamte Spektrum der Wärmestrahlung berücksicht werden muss. Da nahezu die gesamte Wärmeenergie unseres Planeten im Bereich zwischen ca. 5 ym und ca. 50 ym abgestrahlt wird, genügt es, die Absorption durch CO2 in diesem Bereich zu betrachten. Mit Daten aus
http://www.hashemifamily.com/Kevan/Climate/Climate.zip (Datei Climate.xls)
lässt sich berechnen, welcher Anteil der Infrarotstrahlung bei den unterschiedlichen Wellenlängen bei 280, 420 und 560 ppm (vorindustrielle, heutige und noch einmal um 140 ppm erhöhte) CO2-Konzentration rechnerisch absorbiert wird bzw. würde:

Grafik: Durch CO2 absorbierte Infrarotstrahlung, in Abhängigkeit von der Wellenlänge

Zunächst nicht berücksichtigt ist hierbei die Absorption durch den atmosphärischen Wasserdampf, die zur Absorption durch das CO2 hinzukommt und ebenfalls stark abhängig von der Wellenlänge ist. Beim Wasserdampf kommt hinzu, dass dessen Konzentration über Ort und Zeit sehr stark variiert. Absorptionsdaten für Wasserdampf zeigen, dass zumindest im Bereich von ca. 7,5 ym bis ca. 13 ym, und um 5 ym herum, der Wasserdampf die Strahlung nicht vollständig absorbiert.

Im Übrigen bedeutet eine rechnerische vollständige Absorption nicht, dass der betreffende Strahlungsanteil die Erde gar nicht mehr verlassen kann. Denn CO2 und Wasserdampf strahlen die absorbierte Energie auch wieder ab, wobei jeweils die Hälfte in niedrigere Atmosphärenschichten zurückstrahlt und die andere Hälfte in höhere, und wiederum absorbiert und erneut in beide Richtungen abgestrahlt werden. So "wühlt" sich die Wärmestrahlung letztendlich doch durch die Atmosphäre hinaus ins All, was allerdings bei höher werdenden Treibhausgaskonzentration zunehmend "mühsamer" wird, so dass zum Ausgleich eine Temperaturerhöhung resultiert, die den Strahlungsfluss wieder ensprechend intensiviert.




Lützerath: geopfert nur zur Gewinnmaximierung für gierige Stromkonzerne?
31.03.2023

Um bei abgeschalteten Kernkraftwerken, (vorerst) unzureichender Grünstromproduktion und aktuell knapper Gasversorgung unseren Strombedarf weiterhin decken zu können, kann noch für etliche Jahre auf Kohlekraft nicht verzichtet werden. Von den möglichen Abbauorten für die benötigte Kohle wurde das Gebiet um Lützerath gewählt, und zwar aus guten Gründen: Weil von den in Frage kommenden Abbauregionen bei Lützerath die Kohle mit dem geringsten Abraumgehalt gefördert werden kann, und weil Lützerath lediglich aus wenigen Höfen und Gebäuden besteht (wovon sich Jeder auf Bing- oder Googlemaps selbst überzeugen kann), ist dort ein Kohleabbau mit den geringsten Verlusten an Landschaft und Wohnraum, sowie mit den geringsten Kosten verbunden. Eine Win-Win-Win-Situation also.

Die Gegner des Kohleabbaus bei Lützerath ignorieren vollkommen die ersten 2 Wins, wenn sie lediglich auf die Kostenminimierung blicken und den Energieproduzenten vorwerfen, Lützerath aus reinen Profitgründen "wegbaggern" zu wollen. Und überhaupt: Die Energieproduzenten und ihr Geschäft sind nur ein Symptom. Die Ursache für den Stromverbrauch und dessen unangenehme Folgen sind zuerst einmal wir Verbraucher, die wir erwarten, stets genügend Strom zum Kochen, Waschen, Beleuchten und zum Betrieb von allerlei Gerätschaften bereitgestellt zu bekommen! Wir und unser aufwändiger Lebensstil sind verantwortlich dafür, dass so viele Land- und Ortschaften dem Kohleabbau geopfert wurden und werden. Warum nicht mal gegen unseren eigenen Energiehunger demonstrieren? Das wäre wenigstens ehrlich. Und gegen all jene von uns, die immer wieder, als Anwohner oder im Namen von Umweltverbänden, den Bau von Wind- und Solarkraftanlagen verzögert oder verhindert haben, die mehr Kohlestrom hätten ersetzen und damit viele km2 Landschaft und etliche Ortschaften hätten retten können.



Greta Thunberg, "Fridays for Future" und die "Letzte Generation": Demos am falschen Ort?
05.02.2023

Greta Thunberg, "Fridays for Future" und die "Letzte Generation" setzen sich nach eigenem Bekunden dafür ein, dass endlich mehr für den Klimaschutz getan wird. Mit ihren Demonstrationen und Aktionen wenden sie sich insbesondere an die Politik. Die tut zu wenig ihrer Meinung nach. Stimmt das?

In der Tat geriet im vergangenen Jahrzehnt der zuvor mehr und mehr in Fahrt gekommene Ausbau erneuerbarer Energien wieder zunehmend ins Stocken. Schuld daran sind jedoch nicht nur die Regierenden, die verantwortlich sind für diverse bürokratische Hürden, sondern vor Allem zwei Gruppierungen:
  • Naturschutzverbände (insbesondere BUND und Nabu), deren Priorität offenbar eindeutig auf den Schutz einzelner Tier- und Pflanzenarten gerichtet ist, und dieses Ziel vehement verteidigen, oft mit der Folge, dass eine Windkraft- oder Photovoltaikanlage gar nicht oder erst nach langer Verzögerung gebaut werden kann

  • Anwohner, die nach dem St.-Florians-Prinzip Windkraftanlagen nach eigenem Bekunden durchaus befürworten, aber nicht in der Nähe ihrer eigenen Behausung haben wollen, und einzeln oder als Bürgerinitiative den Bau der jeweiligen Anlage zu verhindern suchen.
Der Politik ist diesbezüglich vor Allem vorzuwerfen, dass sie bislang weder die bürokratischen Hürden abgebaut, noch die Möglichkeiten von Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden, den Bau neuer Windkraft- und PV-Anlagen zu verhindern oder zu verzögern, angemessen eingeschränkt hat. Und genau für diese Ziele wäre konkret zu demonstrieren, anstatt einfach pauschal mehr Klimaschutz zu fordern.

Nützlich im Sinne des Klimaschutzes wäre es möglicherweise auch, wenn direkt vor Ort einer BI-Demonstrationen gegen eine lokale Windkraftanlage mit einer Gegendemonstration begegnet würde. Wo immer z.B. 100 BI-Mitglieder gegen ein neues Windrad demonstrieren, könnte eine Fridays-for-Future-Demo mit mehreren 100 Teilnehmern, unter ihnen womöglich auch Kinder der Anlagengegner, die lokalen Verantwortlichen auf den rechten Weg bringen. Hilfreich könnten auch Unterschriftensammlungen für ein Windrad und gegen die Einwände von Naturschutzverbänden sein.

Die "Kleber" der "Letzten Generation" habe ich bis hier lieber nicht erwähnt. Ich weiß, ihr seht das anders, aber ihr erweist dem Klimaschutz einen Bärendienst, wenn ihr Leute blockiert, die einfach nur zur Arbeit fahren wollen. Glaubt ihr wirklich, die besinnen sich dadurch zu klimabewussterem Handeln? Und die Politiker? Die befassen sich nun wohl damit, wie sie euch von eurem Tun abbringen könnten, anstatt sich z.B. mit dem Abbau bürokratischer Windkraft-Hürden zu beschäftigen.



Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke: Möglicherweise doch sinnvoll?
05.08.2022
(Nachtrag zum Blogbeitrag vom 19.07.2022)

Angesichts des gerade stattfindenden Runs auf elektrische Heizgeräte und des daher im kommenden Winter zu erwartenden erhöhten Stromverbrauchs bin ich inzwischen doch eher der Meinung, dass die 3 Kernkraftwerke vorsichtshalber doch noch ein Weilchen länger in Betrieb bleiben sollten. Bis Jahresende laufen sie ohnehin weiter, und möglicherweise werden sie bis Winterende noch benötigt.

Möglich ist aber auch, dass meine Befürchtungen unbegründet sind, denn es könnte ja sein, dass es bis zum Winter gar nicht genug elektrische Heizgeräte zu kaufen gibt, um den Stromverbrauch damit wirklich in die Höhe treiben zu können. Sicher ist das aber keineswegs. Vorsichtshalber also jetzt Kernbrennstoff für den Winter sparen.



Gas wird knapp: Helfen jetzt Heizlüfter?
05.08.2022

Wie man hört, sind Heizlüfter, Radiatoren etc. inzwischen kaum noch zu bekommen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Viele haben vor, notfalls mit Strom ihre Wohnung zu beheizen, oder zumindest ein, zwei Zimmer warm zu halten.

Wenn das Wenige so machen, ist das kein echtes Problem. Tun es jedoch so Viele, dass der Stromverbrauch ganz erheblich ansteigt, kann Folgendes passieren:

- Bei lokaler Überlastung des Stromleitungsnetzes wirkt die Sicherheitsabschaltung, und im betreffenden Stadtviertel gehen die Lichter aus (und nicht nur die: auch evtl. noch laufende Öl- und Gasheizungen stehen dann still).

- Wenn die (noch) vorhandenen Kraftwerke den stark erhöhten Strombedarf insgesamt nicht schaffen, droht ein totaler Blackout, der nur dadurch verhindert werden kann, dass rechtzeitig ganze Städte oder Regionen zeizweilig vom Stromnetz abgetrennt werden.

In beiden Fällen wird es wegen des fehlenden Stroms erstmal kälter, und wenn er dann endlich wieder fließt, gehen direkt alle Heizlüfter wieder in Betrieb, und ... schon ist es wieder zappenduster.

Vernünftig wäre es, wenn statt dessen Alle sich ein oder zwei Räume aussuchen, die fürs Erste reichen, diese moderat beheizen (so ca. 18 °C oder weniger, je nachdem wie knapp und teuer das Gas, und wie alt, hinfällig oder verzärtelt man selber ist), und in allen anderen Räumen nur noch Frostschutz betreiben. Das ist unbequem, aber um Längen besser als die Physik das Ganze regeln zu lassen. Dann würde, sobald der Druck in den Gasleitungen mangels Nachschub absinkt, eine Gasheizung nach der anderen in den Störungsmodus schalten, und zwar so lange, bis die knappen Gasimporte für den noch laufenden Rest der Heizungen ausreicht. Im Ergebnis hätten es dann Einige weiterhin übermäßig mollig, während bei den Übrigen früher oder später die Leitungen einfrieren.

Bevor Letzteres bei mir passiert, würde ich die Heiz- und Wasserleitungen ja leerlaufen lassen (nachdem genügend Trinkwasser-Kanister befüllt sind). Dauerhaft bei Frosttemperaturen zu leben fände ich dann zwar auch nicht gerade urgemütlich, aber dank meiner Bushcraft-Unternehmungen weiß ich ja: Mit einem guten Schlafsack, warmer Kleidung und einem Campingkocher (Kaffee muss! ;-)) hält man winterliche Temperaturen selbst im Freien eine ganze Weile aus. Umso besser, wenn es dann sogar noch Schnee für die Körperwäsche gäbe. Und als erfreuliche Beigabe: Egal wie hoch die Gaskosten dann sein werden, gar kein Gas kostet dann auch gar nix.

Damit ist auch schon eine Möglichkeit dafür genannt, wie bei knapper Kasse die gestiegenen Gaspreise kompensiert werden können: Die Heizkosten steigen nicht, wenn bei doppeltem Gaspreis der Verbrauch halbiert wird, usw. Und, nein, ich predige hier nicht nur Wasser, ich trinke es sozusagen auch: Schon seit vielen Jahren liegt die Raumtemperatur bei mir zuhause im Winter nicht über 13 °C (nicht etwa, weil mich zusätzliche Heizkosten ruinieren würden), das ist mit einer einzigen Fleecejacke überm T-Shirt ok, mit einer zweiten Jacke ginge noch weniger. Geduscht wird sowieso eiskalt. Einziger "Nachteil" des Ganzen: Es ist nicht allzu viel Gasverbrauch übrig, den ich für das Ziel, Putin den Stinkefinger zu zeigen, noch verringern könnte.



Wie sinnvoll wäre eine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke?
19.07.2022

Aus Daten der Bundesnetzagentur [smard.de] kann für den aktuellen 2-Jahres-Zeitraum vom 19.07.2020 bis 18.07.2022 errechnet werden, dass der Stromverbrauch in Deutschland aktuell zwischen ca. 32 und ca. 81 GW variiert und im Durchschnitt ca. 57 GW beträgt. Aus derselben Quelle stammen die folgenden Daten zu den aktuell in DE installierten Leistungen:
Biomasse       8,5 GW
Wasserkr.      5,1 GW
Wind Offsh.    7,8 GW
Wind Onsh.    55,6 GW
Photovoltaik  56,3 GW
Sonst. Ern.    0,5 GW
Kernenergie    4,1 GW
Braunkohle    18,5 GW
Steinkohle    18,8 GW
Erdgas        30,6 GW
Pumpspeicher   9,4 GW
Sonst. Konv.   7,2 GW
Nehmen wir einmal an, dass im Bedarfsfall stets ausreichend Kohle, Öl, Biomasse und gestautes Wasser zur Verfügung stehen, und dass dann die installierte Leistung jeweils zu 95 % tatsächlich generiert werden kann (das sollte sich m.E. annähernd organisieren lassen), könnten aus Biomasse, Wasserkraft (einschl. Pumpspeicher), sonstigen Erneuerbaren, Braunkohle, Steinkohle und sonstigen Konventionellen (Mineralöl), also ohne Wind, Sonne, Gas und Atom, zusammen bis zu gut 64 GW erzeugt werden. Rechnet man für jeden Zeitpunkt Windkraft und Solarstrom hinzu (mit Daten aus [smard.de] für den o.g. 2-Jahres-Zeitraum), kommt man zu folgenden Aussagen:
1. Nur in 1,5 % der Zeit (ca. 130 Std./Jahr) würde überhaupt zusätzliche Leistung aus Gas- oder Kernkraftwerken benötigt.
2. Nur in 0,5 % der Zeit (ca. 40 Std./Jahr) würde mehr als 3 GW zusätzliche Leistung aus Gas- oder Kernkraftwerken benötigt.
3. Nur in 0,06 % der Zeit (ca. 5 Std./Jahr) würde mehr als 6 GW zusätzliche Leistung aus Gas- oder Kernkraftwerken benötigt.

Die Gasmengen, die sich ohne Kernkraft einsparen ließen, wären entsprechend gering. Würde sich dafür eine Laufzeitverlängerung wirklich lohnen? Ich glaube, nicht.

Die o.a. Aussagen gelten für einen isolierten deutschen Strommarkt. Tatsächlich wird Strom aber in erheblichen Mengen über Staatsgrenzen gehandelt. Ob allerdings in einer Dunkelflaute, die in der Regel dann auch in unseren Nachbarländern vorherrschen wird, aus diesen dann überschüssiger Strom bezogen werden kann, ist fraglich, u.A. deshalb, weil auch diese Länder z.Zt. Erdgas nur sehr sparsam einsetzen können.

Zu berücksichtigen ist auch, dass zum Ausgleich sehr rascher Verbrauchsänderungen m.W. auf Gaskraftwerke nicht ganz verzichtet werden kann. Insbesondere die "trägen" KKW können Gaskraftwerke bei der Spitzenlastregulierung nicht ersetzen.

Selbstverständlich könnten die 3 KKW über die gesamte Verlängerungszeit 4 GW Kohlekraft ersetzen, also nicht bloß ein Wenig Gas einsparen helfen. Nur: Die Frage, ob grundsätzlich (klimaschädliche) Kohle oder (Atommüll produzierende) Kernkraft als das größere Übel anzusehen ist, wurde längst von der Vorgängerregierung entschieden, die im Großen und Ganzen den Kernkraft- dem Kohleausstieg vorangestellt hat. Dies jetzt für ein paar Jahre Laufzeit für nur 3 KKW neu zu diskutieren, halte ich für Zeitvergeudung, angesichts der global betrachtet verschwindend geringen Mengen, einerseits von zusätzlichem CO2, und andererseits von zusätzlichem Atommüll (jeweils entsprechend 4 GW für wenige Jahre). Das Geld für eine Laufzeitverlängerung wäre sicherlich besser in neue PV- oder Windkraftanlagen, oder in Energiespeicher investiert.



Installierte Leistung und tatsächliche Stromerzeugung
09.04.2022

Immer wieder werden Zahlen zum geplanten Ausbau der erneuerbaren Energieezeugung genannt, in der Regel in GW (Gigawatt). Zum Verständnis dieser GW-Angaben muss man wissen:

Es handelt sich jeweils um die sogenannte "installierte Leistung". Das ist die elektrische Leistung, die eine Anlage unter günstigsten Bedingungen hervorbringen kann. Konventionelle Energieerzeuger, einschließlich Kernkraftwerke, können grundsätzlich im Jahresdurchschnitt mehr als 90 % ihrer installierten Leistung auch tatsächlich ins Stromnetz einspeisen (sofern entsprechender Strombedarf besteht). 100 % sind es praktisch nie, weil jedes Kraftwerk wegen notwendiger Wartungen und Reparaturen immer wieder für einige Zeit heruntergefahren werden muss. Vorausgesetzt, es ist stets ausreichend Wasser bzw. Biomasse verfügbar, gilt das Gesagte auch für Wasser- und Biomasse-Kraftwerke.

Bei Solar- und Windkraftanlagen, für die selten optimale Sonnenschein- bzw. Windbedingungen gegeben sind, sind die elektrischen Jahresdurchschnittsleistungen sehr viel geringer als die jeweilige installierte Leistung. Aus öffentlich zugänglichen detaillierten Datensätzen der Bundesnetzagentur zu Stromerzeugung und installierter Leistung [smard.de] kann für die vergangenen Jahre ermittelt werden, welche tatsächliche mittlere Leistung einer bestimmten installierten Leistung entspricht. Als Faustregel gilt:
  • Solaranlagen generieren im Durchschnitt nur ca. 10 % ihrer installierten Leistung.
  • Windkraftanlagen an Land generieren im Durchschnitt ca. 20 % ihrer installierten Leistung.
  • Windkraftanlagen auf See generieren im Durchschnitt ca. 40 % ihrer installierten Leistung.
Laut [Kranz, Beate, Goslarsche Zeitung, 07.04.2022, S.6] sollen nach aktuellen Plänen der Bundesregierung in 2030 insgesamt installiert sein:
  • 215 GW Solarstromanlagen (tatsächlich durchschnittlich ca. 22 GW)
  • 115 GW Windkraftanlagen an Land (tatsächlich i.D. ca. 23 GW)
  • 30 GW Windkraftanlagen auf See (tatsächlich i.D. ca. 12 GW)
Falls das gelingt, würden in 2030 also i.D. ca. 62 GW elektrische Leistung durch Solar- und Windkraft erzeugt werden.

Im gleichen Zeitungsartikel wird ein geschätzter elektrischer Leistungsbedarf von ca. 750 TWh/Jahr angegeben, was ca. 86 GW entspricht (750 TWh/Jahr = 750.000 GWh/Jahr = 2055 GWh/Tag = 85,6 GWh/h = 85,6 GW).

Somit würden planmäßig in 2030 theoretisch ca. 72 % der elektrischen Energie von Solar- und Windkraftwerken erzeugt. Tatsächlich würden es sogar noch deutlich weniger sein, da ein Teil des unregelmäßig erzeugten Solar- und Windstroms in Form von überschüssiger Leistung anfallen würde und irgendwie zwischengespeichert werden müsste, mit entsprechenden Verlusten.



Energie-"Erzeugung": ein unzulässiger Begriff?
09.04.2022

Der Begriff "Energieerzeugung" wird zur Zeit in Fachkreisen häufig beanstandet. Der Gedanke dahinter ist, dass Energie nicht aus dem Nichts heraus erzeugt werden kann, sondern immer nur von einer Energieform in eine andere überführt wird. "Energiewandlung" liest und hört man daher häufig.

Die Bedenken gegenüber Begriffen wie "Energieerzeugung" oder "Energieproduktion" sind allerdings vollkommen unbegründet, denn laut [www.dwds.de/wb/Erzeugung] bedeuten "Erzeugung" und "Produktion" keineswegs irgendeine Erschaffung aus dem Nichts heraus, sondern vielmehr u.A. ein Hervorbringen, Generieren oder Zubereiten (aus etwas bereits Vorhandenem).

Wer also den Begriff "Energieerzeugung" verwendet, handelt vollkommen korrekt.



Die CO2-Bilanz der Elektrifizierung
31.03.2022

Durch die zunehmende Elektrifizierung unterschiedlicher Energieverbraucher (z.B. E-Autos, elektrisch angetriebene Wärmepumpen) wird einerseits der Verbrauch des bisher eingesetzten Energieträgers verringert, andererseits muss eine entsprechende Menge Strom zusätzlich erzeugt werden. Wieviel zusätzliches CO2 wird dadurch emittiert? Üblicherweise wird zur Berechnung einfach der Verbrauch des (neuen) E-Verbrauchers (E-Auto etc.) mit der durchschnittlichen CO2-Intensität der gesamten Stromerzeugung ("Strommix"; in g CO2 pro kWh erzeugtem Strom) multipliziert. Doch dies ist nicht korrekt.

Tatsächlich wird nämlich jeder zusätzlich verbrauchte Strom fast ausschließlich mit konventionellen Kraftwerken erzeugt. Es gibt zur Zeit noch längst nicht genügend regenerativ erzeugte Energie, so dass ein fast immer beträchtlicher Reststrombedarf besteht, der ausschließlich durch konventionelle Stromerzeuger und Kernkraftwerke gedeckt werden kann. Erhöht sich der Reststrombedarf durch zusätzlichen Verbrauch, kann dies nur durch "Hochfahren" konventioneller Stromerzeuger (und in geringem Maße von Kernkraftwerken) ausgeglichen werden, so dass für einen zusätzlichen Strombedarf die CO2-Intensität weit höher ist als im Durchschnitt für die gesamte Stromerzeugung.

Aus sehr detaillierten Daten zu Stromerzeugung und Stromverbrauch in Deutschland [smard.de] habe ich für die Jahre 2015 bis 2021 die mittlere CO2-Intensität für zusätzlich erzeugten Strom ermittelt: Sie beträgt seit 2018 bis 2021 praktisch unverändert ca. 800 g/kWh_el (2015 und 2017: ca. 900 g/kWh_el, 2016: ca. 800 g/kWh_el).

(Achtung! Diese Zahlenwerte und die im Folgenden genannten Schlussfolgerungen gelten ausschließlich für Deutschland!)

Was bedeutet das? Zunächst einmal müssen Aussagen, die sich auf die Klimawirkung von Elektrifizierungsmaßnahmen in DE, aber ebenso auch von Stromverbrauchs-Einsparungen in DE, beziehen, neu bewertet werden. Dazu gehört z.B., dass Vergleiche zur Klimawirkung von E-Fahrzeugen in DE und "Verbrennern" zur Zeit (nach Neubewertung) klar zu Ungunsten der E-Fahrzeuge ausfallen.

Doch dies ist eine Momentaufnahme! Ein heute angeschafftes E-Auto wird ja voraussichtlich in den kommenden 10 bis 15 Jahren weiterbetrieben, und worauf es ankommt, ist letztlich die Gesamtbilanz über die Lebensdauer, die erst danach, nach erfolgter Verschrottung, wird ermittelt werden können, wenn dann (hoffentlich) die hierfür benötigten Daten vorliegen.

Fazit: Eine Entscheidung für ein E-Auto statt für den entsprechen "Diesel" oder "Benziner" bedeutet in DE zunächst einmal höhere CO2-Emissionen bei der Herstellung, dann für mindestens mehrere Jahre höhere CO2-Emissionen pro gefahrenem km. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der Ausbau von erneuerbaren Energiegewinnungsanlagen so schnell erfolgt, dass das E-Auto seine anfänglich schlechtere Klimabilanz bis zu seiner Stilllegung zumindest wieder ausgleichen kann.

Ähnlich sieht es aus bei der Entscheidung für eine elektrisch betriebene Wärmepumpe anstelle einer Gasheizung. Doch für Heizanlagen ist die zu erwartende Lebensdauer viel länger (kann gut und gerne 30 Jahre oder länger werden), so dass eine sehr reelle Chance besteht, über die Gesamtlebensdauer eine deutlich positive Klimabilanz zu erzielen.



Hinweis: Im Vergleich zu einem Video kommt ein Blog mit sehr viel geringeren zu übertragenden Datenmengen aus. Der Großteil davon wird durch Bilder verursacht. Um unnötige Bildübertragungen zu minimieren, werden bei älteren Beiträgen ggf. die Bildaufrufe durch Links auf die betreffenden Bilder ersetzt, so dass diese bei Bedarf gesondert heruntergeladen werden können.
Schleichwerbung: Ich werde von niemandem gesponsert und von niemandem dafür bezahlt, bestimmte Produkte zu "promoten". Soweit es sinnvoll ist, Hersteller oder Händler für einen bestimmten Gegenstand zu nennen, werde ich das natürlich tun, dies ist dann normalerweise eine bloße Info, ohne Empfehlungscharakter. Soweit Herkunftshinweise oder Firmenlogos auf Fotos erkennbar sind, habe ich beim Fotografieren nicht darauf aufgepasst und wollte die betreffende Stelle dann auch nicht nachträglich vernebeln.

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